Kunstwerke haben Spannungen zwischen Material und Zwischenraum
Geboren 1964 in Reken; Bildender Künstler. – Auch wenn er nicht in Dorsten geboren wurde, sondern in der Nachbargemeinde Reken hinter der Lembecker Grenze, so beteiligte er sich doch an vielen Ausstellungen und Kunstprojekten in Dorsten, beispielsweise zusammen mit Jolenta Dorzewska Pötting und Gerda Zuleger aus Lembeck. Heute lebt Thomas Rentmeister in Berlin und ist ein gefragter Künstler geworden. Von 1984 bis 1889 studierte er an der Kunstakademie in Münster, dann bei Günther Uecker und als Meisterschüler bei Alfonso Hüppi in Düsseldorf. Mehrere Stipendien schlossen sich an: Philip Morris-Stipendium in Berlin, Arbeitsstipendium des Kunstfonds Bonn, Werkstattstipendium der Kunststiftung Erich Hauser in Rottweil. 1999 erhielt Thomas Rentmeister einen Lehrauftrag an der Kunsthochschule Kassel. Von 2002 bis 2004 war er Gastprofessor an der Universität der Künste in Berlin, bis 2006 Lehrbeauftragter an der Kunsthochschule Weissensee in Berlin, danach Gast- und Vertretungsprofessor an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig und seit 2009 ist Rentmeister ordentlicher Professor.
Er gehört zu den bekanntesten Künstlern seiner Generation
Seit einigen Jahren baut Thomas Rentmeister Skulpturen aus gestapelten Kühlschränken. Er bringt Dinge des Alltags, die der Hygiene und direkt oder indirekt dem Wohl unseres Körpers dienen, zusammen. Statt wie in früheren Arbeiten die Oberflächen und Zwischenräume mit Penatencreme zu füllen, überlässt der Künstler die Kühlschrankkörper, analog zum menschlichen Alterungsprozess, dem Verfall und provoziert unser ästhetisches Empfinden. Rentmeister hatte 2007 eine Einzelausstellung im Haus am Waldsee. Obwohl er zu den bekanntesten Berliner Künstlern seiner Generation gehört, meidet Rentmeister die Berliner Szene, wo er nur kann. Manchmal vergehen Monate, in denen er sich auf keiner einzigen Ausstellungseröffnung blicken lässt. In den Chor derer, die darüber jammern, dass es mit Berlin zu Ende geht, stimmt er allerdings nicht ein: „Berlin ist zwar noch immer eine wichtige Stadt, aber die Dinge haben sich inzwischen ein bisschen normalisiert. Ich war kein Freund dieses Neunziger-Jahre-Hypes, als alle hierher kamen, um sich in irgendeiner Form zu etablieren.“ Holger Kube Ventura schrieb über Rentmeister:
„Wenn Rentmeister Lebensmittel als Materialien für seine Kunstwerke einsetzt, dann rufen diese sowohl individuelle Erinnerungen wach – z. B. an den alltäglichen Umgang mit ihnen – als auch kollektives Wissen: Wie kaum ein anderes Verbrauchsmittel ist z. B. Kaffee (bzw. der Preis für eine 500-Gramm-Packung) ein Seismograph der Lebenshaltungskosten und ein Sinnbild der wirtschaftlichen Globalisierung. Dieser Haufen könnte auch als Visualisierung einer abstrakten, statistischen Angabe zum Kaffeekonsum à la ,Durchschnittlich trinkt jeder Bundesbürger pro Jahr…’ gelesen werden. Die Mehrdeutigkeit von Rentmeisters Skulptur ist vergleichbar mit klassischen Vexierbildern, die zwischen verschiedenen Bedeutungsebenen changieren. Darüber hinaus interessieren den Künstler natürlich die physikalisch-bildhauerischen Eigenschaften des eingesetzten Materials. Gemahlener Kaffee besteht aus harten, aber relativ leichten Kügelchen, die deswegen weniger fließend fallen als z.B. Zucker und in der Schüttung eine andere Spannung zwischen Material und Zwischenraum herstellen: Mit Kaffee können keine hohen Berge hergestellt werden, bei genauerer Betrachtung erinnert der Haufen deswegen eigentlich eher an eine Düne, was wiederum neue Assoziationen auslöst.“
Vertreten wird der Künstler Thomas Rentmeister seit 1991 von der Galerie Otto Schweins in Köln und seit kurzem auch von Aurel ScheiblerMitte in Berlin.
Einzelausstellungen (Auszug): 2011 „Objects. Food. Rooms”, Kunstmuseum Bonn (Kat.); 2010 „Weissenseelen”, Kunstverein Viernheim; Forum Kunst Rottweil; “Leben auf dem Lande”, Kunstverein Wilhelmshöhe e. V., Ettlingen; „Der Staatsanwalt“, ScheiblerMitte Berlin; 2009 „Samoht Retsiemtner”, Galerie der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig; 2008 Ellen de Bruijne Projects, Amsterdam; „Denken in Werken“, Centraal Museum, Utrecht; Greenaway Art Gallery (GAG Projects) / Adelaide Festival of Arts, Adelaide, Australien; 2007 Galerie Otto Schweins, Köln; 2006 „Die Löcher der Dinge“, Museum am Ostwall, Dortmund; 2005 „Minimal Pop“, Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam; „Zwischenlandung“, Museum zu Allerheiligen/Kunstverein Schaffhausen (Kat.); 2004 „Zwischenlandung“, Kunsthalle Nürnberg (Kat.); „WerkRaum.10“, Hamburger Bahnhof, Berlin; 2001 „braun“, Kölnischer Kunstverein, Cologne (Kat.); 2000 „Kulturpaste“, Galerie Otto Schweins, Köln; 1999 Förderkoje Art Cologne, Galerie Otto Schweins; Ellen de Bruijne Projects, Amsterdam, mit Ralf Berger; Six Friedrich/Lisa Ungar Gallery, München, mit Elke Baulig; 1998 „angesichts“, Städtische Galerie Nordhorn, mit Jason Martin (Kat.); „Enkel“, Kunstverein Heilbronn, mit Helmut Brosch (Kat.); 1997 Centre d’art contemporain de Vassivière en Limousin, mit Thomas Demand; „Who is afraid of Yello and Fred?“, Bahnwärterhaus, Galerien der Stadt Esslingen; 1995 „welcome“, Galerie Otto Schweins, Köln (Kat.); Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach (Kat.); 1993 Galerie Otto Schweins, Köln; 1991 Galerie Otto Schweins, Köln; 1989 Galerie Vincenz Sala, Berlin. – Viele Gruppenausstellungen seit 1989.
Siehe auch:
Künstler, bildende (Artikelübersicht)
Quelle:
Homepage des Künstlers (2012).