Als Seesoldat kämpfte er 1914 in Kiautschou und kam nach Japan
Über den Dorstener Seesoldaten Wilhelm Pepperhoff ist wenig bekannt. Angehöriger der Familie, die noch in Dorsten wohnen, wissen nichts über ihn, wissen nicht einmal, dass es ihn gab. Auch die Stadt Dorsten konnte ihn nicht identifizieren, auch nicht das Standesamt Schermbeck. Aufgrund seines Dienstgrades könnte er zwischen 1887 und 1892 geboren sein. Vermutlich gehören er und sein Kamerad Wilhelm Nies, der nach Rückkehr in den 1920er-Jahren in Hervest wohnte, zu den Soldaten, die am weitesten von Dorsten entfernt, um in China ihr deutsches Vaterland zu verteidigen, eine Strategie, die sich offensichtlich nicht bewährt hat, aber heute am Hindukusch in Afghanistan wieder belebt wurde.
Bootsmaat in der 5. Kompanie der Matrosen-Artillerie
Wilhelm Pepperhoff wurde auf der Hardt bei Dorsten geboren wurde, die damals noch zu Gahlen gehörte. Er bzw. seine Familie wohnten in der Hafenstraße 94. Im August 1914, als der Erste Weltkrieg ausbrach, war Pepperhoff Bootsmannmaat in der 5. Kompanie der Matrosenartillerie-Abteilung Kiautschou, die 200 Mann stark war. Weitere 1.200 Mann gehörten dem III. Seebataillon an. Bei Kriegsbeginn wurde die Garnison durch 3.400 Mann verstärkt. Die Japaner stellten ein Ultimatum, demnach das dem Reichsmarineamt unterstellte Pachtgebiet Kiautschou geräumt werden sollte. Nach Verstreichen des Ultimatums beschossen die 60.000 Japaner und Engländer die eingeschlossene Kolonie und nahmen sie ein. Am 7. November 1914 erfolgte die Kapitulation. Die deutschen Verteidiger wurden nach Japan in Kriegsgefangenschaft verbracht. Sie lebten dort in mehreren Lagern und wurden teilweise erst 1920 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Die bekanntesten Lager hießen Matsuyama und das Kriegsgefangenenlager Bandö.
Sein Kiautschou-Kamerad Wilhelm Nies wohnte nach dem Krieg in Hervest
Wilhelm Pepperhoff kam in das neu errichtete Lager Kumamoto. Seine Gefangenennummer war 3596. In den Papieren gab er den Japanern als Heimatort Dorsten im Kreis Recklinghausen an. Am 9. Juni 1915 wurde er in das Lager Kurume und am 5. August 1918 in das Lager Nagoya verlegt. Von dort wurde Wilhelm Pepperhoff im Dezember 1919 entlassen. Seitdem fehlt jede Information über ihn. Sein Kamerad Wilhelm Nies stammt zwar aus Dortmund-Marten, wohnte aber in den 20er-Jahren in Dorsten-Hervest, Harsewinkel 23. Er war Monteur bei der Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft Syfang, war ab August 1914 Landwehrmann in der 7. Kompanie des III. Seebataillons und nach der Gefangennahme in den Lagern Cita und Narashino, aus dem er im Februar 1919 entlassen wurde. Nach dem Krieg trat Deutschland alle Kolonien, auch Kiautschou ab. Es wurde von den Japanern verwaltet und 1922 auf Drängen der USA an China zurückgegeben.
Weitere Seesoldaten aus Dorstens Umgebung im Kiautschou-Einsatz
Heinrich Caninenberg, 1914 Seesoldat in der 2. Kompanie des III. Seebataillons; Isselburg/Rees, 1914 gefangen im Lager Nagoya (Gef.-Nr. 2503), 1919 entlassen, Heimreise.
Konrad Drzisga, 1914 Seesoldat in der 5. Kompanie des III. Seebataillons; Buer-Scholven, 1914 gefangen im Lager Nagoya (Gef.-Nr. 2507), 1919 entlassen.
Theodor Leo Duvenbeck, geboren 1891 in Wesel, gest. 1967 in Köln; Obermatrosenartillerist der Reserve in der 2. Kompanie der Matrosenartillerie-Abteilung Kiautschou; 1914 gefangen im Lager Fukuoka (Gef.-Nr. 974), 1916 im Lager Nagoya. Frau und Sohn verbrachten die Kriegsjahre in Tsingtau. 1919 wurde die Fern-Trauung vor einem japanischen Standesamt vorgenommen. 1919 entlassen, Rückkehr nach Tsingtau, 1925 Heimreise. Nach der Scheidung von Leo nahm seine Frau wieder ihren Mädchennamen an und betrieb in Tsingtau, Anhui Road 4, bis 1946 die „Park Pension“.
Heinrich Goyert, Seesoldat in der 3. Kompanie des III. Seebataillons; Marl, 1914 gefangen im Lager Kurume (Gef.-Nr. 448), 1919 entlassen.
Fritz Hillebrand, Seesoldat in der 1. Kompanie des III. Seebataillons; Recklinghausen, 1914 gefangen im Lager Kurume (Gef.-Nr. 473), 1919 entlassen.
Heinrich Spöler, 1914 Matrosenartillerist in der Matrosenartillerie-Abteilung Kiautschou; Borken, 1914 gefangen im Lager Oita (Gef.-Nr. 4445), Heimatort: Borken), 1918 im Lager Narashino, dort an der Spanischen Grippe gestorben.
Josef Westrup, Matrosenartillerist in der 3. Kompanie der Matrosenartillerie-Abteilung Kiautschou; Recklinghausen; 1914 gefangen im Lager Osaka (Gef.-Nr. 4105), 1917 im Lager Ninoshima; 1919 entlassen.
Siehe auch: Erster Weltkrieg
Siehe auch: Karl Kottendorf