Plattdeutsche Bühne

In der NS-Zeit kam das beliebte Spiel in Lembeck zum Erliegen

Plattdeutsche Bühne Lembeck in den 1930er-Jahren mit “Hauptmann von Köpenick”; Foto: privat

1946 gründete Bernhard Langenhorst und Kaplan Heisterborg in Lembeck die Lembecker Bühne als „Dilettanten-Verein“ neu, die schon 1913 Theater spielte, und aus der sich dann die Plattdeutsche Bühne Lembeck entwickelte. Gespielt wurde von 1926 bis 1959 im Saal Stegemann. Die Dorfmimen konnten in den Nachkriegsjahren bis zu 1.000 Zuschauer verzeichnen, nachdem in der Nazizeit das Spielen zum Erliegen gekommen war. Nach swn Tod von Bernhard Langenhort übernahmen 1959 dessen Sohn Walter und Heinrich Bahde das Theater. Es wurde in der Gaststätte Cosanne-Köster gespielt und ab 1969 in der neuen Kultur- und Sporthalle. Ab 1977 kamen nur noch plattdeutsche Theaterstücke auf die Bühne, was der Gruppe den heutigen Namen gab. Auf den Spielplänen standen Possen und Lustspiele wie „Der Hauptmann von Köpenick“, „Stoppken, der Stolz der 3. Kompanie“ und „Stadtratswahl“. Bis zu 30 Mitwirkende war das Ensemble stark. Zu denen, die 1946 das Theaterspiel in Lembeck wieder begründeten, gehörten neben Heisterberg und Langenhorst noch Johann Wesseling, Theo Lenken und Ewald Bändel. „Die Lindenwirtin“ war das erste Stück, das Spielleiter Bernhard Langenhorst (gestorben 1959) im Jahr 1946 inszenierte. Es folgten „Der Freischütz“, „Der Waffenschmied“ und „Front, die Wildkatze“. Immer wenn im „Freischütz“ der Donner zu hören war, musste einer auf der Kegelbahn, die sich neben dem Theatersaal befand, die Kugel schieben. Ab Mitte der 1970er-Jahre wurden nur noch plattdeutsche Theaterstücke aufgeführt, weil diese bei den Zuschauern in Lembeck besser ankamen.

Ist das Plattdeutsche heute vom Aussterben bedroht?

Bernhard Langenhorst

Plattdeutsch, auch Niederdeutsch genannt, war einst im Kreis Recklinghausen weit verbreitet. Heute nicht mehr. „Jau, et wärd ümmer wenniger, un de Sorge üm dat „Utstiärwen“ van de regionale Sprach-Kultur is sogar een Thema van de Politik in’tz wiese „Düsselduorp“. Heute halten nur noch Plattdeutsche Bühnen wie die in Recklinghausen, Haltern, Lippramsdorf oder Lembeck das Niederdeutsche hoch. Es gibt auch plattdeutsche Stammtische in Haltern und Waltrop. Aus der Sorge um den Niedergang der niederdeutschen Sprache hat im April 2017 das Mitglied des Kreistages, Hanns-Jörg Rohwedder (58, Piraten-Partei) bei der NRW-Landesregierung in Düsseldorf nachgefragt, ob Niederdeutsch in Ausbildungs- und Prüfungsordnungen verankert werden könne. Denn in Schleswig-Holstein sei nicht nur das Niederdeutsche geschützt und werde als Wahlpflichtfach in Schulen angeboten, sondern auch Dänisch und Friesisch. In beiden Fächern könne dort sogar das Abitur abgelegt werden. Die Landesregierung antwortete, dass es eine Entwicklung wie in Schleswig-Holstein in NRW nicht geben werde.
Allerdings gibt es an sechs Grundschulen im Münsterland freiwillige Niederdeutsch-Arbeitsgemeinschaften. Im Kreis Recklinghausen ist „Platt“ im Schulunterricht kein Thema. Es sei äußerst schwer, das Niederdeutsch an die Jugendlichen heranzutragen.


Quelle: Letztes Kapitel: Thomas Fiekens in DZ, Kreisseite Recklinghausen, vom 6. April 2017

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