Glaube und Barmherzigkeit ist die Triebfeder ihrer gemeinsamen Aktivitäten
Was bringt ein Ehepaar mittleren Alters dazu, sich für das Wohl ihrer Kirchengemeinde mit aller Kraft und voller Zeit einzusetzen, manchmal auch – übertragen gesagt – auf einsamer Flur, und dies bis ins fortgeschrittene Alter? Dazu der, welcher mit dieser Frage angesprochen ist, Wilfried Plemper (geb. 1949) von der Kirchengemeinde St. Urbanus in Rhade: „Ich bin durch meinen Glauben an Gott in meine Arbeit hineingewachsen und ziehe für sie Kraft aus dem Glauben!“ Seine Frau Veronika Plemper (geb. 1951) meint: „Werke der Barmherzigkeit spielen bei mir eine große Rolle!“ Das Ehepaar Plemper ist seit Jahrzehnten für das Gemeinwohl so anhaltend und nachhaltig aktiv, dass sie stellvertretend für viele andere, die ähnlich motiviert sich in den Kirchengemeinden betätigen, in diesem Lexikon gewürdigt werden.
Gründung der „Dorstener Tafel“ mit Mittagstisch
Die Barmherzigkeit ist bei Veronika Plemper die Antriebsfeder. So war sie es, die maßgeblich an der Gründung der „Dorstener Tafel“ mit Kinderladen und Mittagstisch beteiligt war, die Sozialschwachen warme Mahlzeiten bzw. Lebensmittel für rund 10 Prozent des Einkaufswertes in Wulfen anbietet. Sie arbeitet mit und ist auch die stellvertretende Schatzmeisterin des Trägervereins. „Schlimm ist es, dass es in unserem reichen Land solche Tafeln geben muss. Aber gut ist es, dass es sie dennoch gibt – und Menschen, die helfen!“
„Alles tun, was um die Kirchengemeinde rankt!“
Das Rentner-Ehepaar zog 1979 von Essen-Heisingen nach Rhade. Er war Bankkaufmann und war bereits in Essen im Pfarrgemeinderat tätig. Sein Interesse für diese Arbeit brachte er nach Rhade mit und ist seit drei Jahrzehnten Mitglied des Pfarrgemeinderats von St. Urbanus, kümmert sich alljährlich um die Misereor-Aktion und vertritt die Gemeinde in mehreren kirchlichen Organisationen. Er ist Delegierter der Pfarrgemeinderäte des Kreisdekanats im Kreiskomitee, Vertreter im Vorstand der Kreisdekanatsversammlung und ist im Seelsorgerat der Seelsorgeeinheit Dorsten-Nord tätig. In der Rhader St. Urbanus-Gemeinde baute er vor fast 25 Jahren die Partnerschaft mit der Kirchengemeinde Holy Family in Hamile (Nordghana) mit auf. Der Ghanakreis in Rhade ist durch Wilfried Plemper im Ghana-Forum des Instituts für Diakonat und Pastorale Dienste im Bistum Münster vertreten. Seit mehr als zwanzig Jahren kümmert sich Wilfried Plemper um den viermal im Jahr erscheinenden Pfarrbrief, ist Ehrenmitglied in der Rhader Feuerwehr und im Vorstand der CDU-Rhade (Stand 2012).
Zusammen rief das Ehepaar Plemper den Verkaufsbasar mit „fair gehandelten Produkten“ ins Leben, der einmal monatlich vor der Kirche seine Waren anbietet. Oft genug organisieren die Eheleute Projekte alleine, wie beispielsweise die Eine-Welt-Gruppe, den Weihnachtbasar dann wieder anderes mit anderen. „Die Mithilfe anderer in der Gemeinde hat in den letzten Jahren doch etwas nachgelassen“, meint Wilfried Plemper, der und seine Frau Veronika dennoch unerschütterlich „alles tun, was um die Kirchengemeinde rankt“. Das ist beispielsweise der Liturgiekreis der Rhader kfd, in dem Veronika Plemper die monatlichen Frauenmessen vorbereitet und vom Pfarrer unabhängig sie selbstständig durchführt. „Pfarrer Bruder war damals ein guter Mentor“, meint Veronika Plemper. Zwölf Jahre lang war sie im kfd-Dekanatsteam aktiv tätig. Ökumene hält sie für eine ganz wichtige Angelegenheit, wobei ihr Mann zustimmend nickt.
Gemeindefusion Dorsten-Nord bringt Unzufriedenheit
Für ihn, der in der Advents- und Fastenzeit erfolgreich die „Frühschichten“ im Carola-Martius-Gemeindehaus organisiert, ist die Liturgie-Erneuerung eine Herzensangelegenheit. Kirchenbänke bei den Messen werden immer leerer, auch im ländlich strukturierten katholischen Rhade. Vielen sei der Gemeindereform-Kurs über die Seelsorgeeinheit und des Begriffs „Pastorale Räume“ bis hin zur Verschmelzung der Gemeinde mit Nachbargemeinden nicht so ohne weiteres nachvollziehbar. Die über die Seelsorge-Einheit Nord auf den Weg gebrachte Gemeindefusion würde noch große Unzufriedenheit mit sich bringen, meint Wilfried Plemper. Er kritisiert den Zickzack-Kurs des Bistums, das einmal von großer, dann wieder von kleiner Fusion spricht, dann von Seelsorge-Einheit und schließlich von „Pastoralen Räumen“. Da verstehe kaum noch ein Gemeindemitglied. Und das in einer Zeit, in der Gottesdienstbesucher immer weniger und älter würden. Plemper spricht sogar von einer „Bewegung rückwärts“, die das Bistum in Sachen Gemeindefusion unternimmt. Für diese Zukunft wünschen sich Veronika und Wilfried Plemper, dass den Gemeinden mehr Raum gegeben wird für die gottesdienstliche Mitarbeit von Laien und dass in Rhade wieder mehr Christen für ihre Gemeinde aktiv werden.
Stiftung für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen
Ehrenamtlich ist Wilfried Plemper auch Kuratoriumsmitglied der Stiftung „Miteinander im Vest“ in Recklinghausen, der er seit Gründung der Stiftung 2002 angehört. Es ist eine Stiftung evangelischen Rechts, die sich um Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und deren Angehörigen bemüht. In Dorsten unterstützt die Stiftung z. B. die Tagesstätte der Caritas an der Gelsenkirchener Straße. Die Arbeit in und für die Stiftung resultiert aus seiner beruflichen Tätigkeit bei der Deutschen Bank in Recklinghausen.