Filmmernde Mattscheiben eroberten ab 1952 auch Dorstener Wohnzimmer
W. St. – Die Fernsehgeschichte in Deutschland begann bereits am 22. März 1935, der Regelbetrieb und die anschließende massenhafte Verbreitung folgten jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Sowohl die DDR als auch die Bundesrepublik begannen jeweils 1952 mit der Ausstrahlung von Fernsehprogrammen. – Der erste Fernsehempfang in Dorsten war am Freitag, den 7. März 1952. Ein Fernsehgerät stand im Schaufenster des Radio-Handelsgeschäfts Uphues an der Borkener Straße/Ecke Wörthstraße. Davor standen Dorstener „in Massen“, um den ersten Empfang aus der flimmernden Kiste mitzuerleben. Dabei behinderten sie „in gefährlicher Weise“ den Verkehr auf der Borkener Straße. Daher mussten zukünftige Schaufenster-Außenübertragungen vorher bei der Polizei angemeldet werden. Das berichtete die „Dorstener Volkszeitung“ am 10. März 1952. Erst am 25. Dezember 1952 startete in der Bundesrepublik Deutschland das tägliche Fernsehprogramm, einen Tag später die erste Tagesschau. Gesendet wurde aus Hamburg. Zu dieser Zeit gab es in der Bundesrepublik rund 4000 Fernsehgeräte, in der DDR, die etwa zeitgleich sendete, waren es 1953 etwas 300 Geräte.
Weitere Fernsehübertragung im Uphues-Schaufenster mit Nachrichten
Gesehen wurde eine niederländische Fernsehsendung, störungsfrei und mit Ton unterlegten Bildern, die von der Sendestation der „Nederlandse Televesie Stichting“ aus dem entfernten Rotterdam gesendet wurde. Das Fernsehgerät im Schaufenster von Uphues war ein deutsches Philips-Gerätes mit 25 Röhren und kostete damals rund 1500 Mark, etwa drei Mal so viel, wie damals einer vierköpfigen Familie monatlich zur Verfügung stand. Wegen des großen Andrangs und der Neugierde auf das neue Medium veranstalteten die Brüder Uphues vier Tage nach der Premiere eine weitere Schaufenster-Übertragung. Zu sehen war diesmal nach dem Testbild mit den Bogen und Balken eine freundliche Ansagerin, welche die Nachrichten moderierte: Zu sehen war dann Bundeskanzler Adenauer, der niederländische Sieger im amerikanischen Tabakwettrauchen, zwei festgenommene Bankräuber, die niederländische Olympia-Damen-Mannschaft zu Pferd und ein Professor sprach über Reptilien und ließ Krebse und Schildkröten über seinen Schreibtisch klettern. Zum Schluss kam der Wetterbericht.
1960 gab es in Dorsten Haushalten schon 14.242 Fernseher
Bevor das Fernsehen nach Dorsten kam, strahlte der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) ab 27. November 1950 an drei Tagen in der Woche ein Fernseh-Versuchsprogramm aus und ab dem 27. September 1951 ein Sender auf dem Grundig-Werksgelände in Führt/Bayern sogar täglich. Obwohl nur stundenweise gesendet wurde, war der Run auf Fernsehgeräte trotz der für die meisten noch unerschwinglichen Anschaffungskosten nicht mehr aufzuhalten. Rundfunkhörer wurden bald als rückständig angesehen. Schon vier Jahren nach der Premierensendung bei Uphues, also 1956, gab es bereits 836 Fernseher und 13.253 Rundfunkgeräte. Im Postamtsbezirk Dorsten waren es am 1. Januar 1958 schon über 2227 Fernsehteilnehmer. 1959 meldete die Lokalzeitung im Postbezirk Dorsten mit 4513 Fernsehe- und 13.399 Rundfunkgeräten eine „Rekordanmeldungen von Fernsehgeräten“. Und die Zahlen stiegen weiter an. Im Februar 1960 gab es in Dorsten 6039 Fernseh- und 14.242 Rundfunkgeräte.
ZDF als Staatsvernsehen vom Verfassungsgericht abgelehnt
Die Adenauer-Regierung wollte 1960 neben den Landesrundfunkanstalten der ARD ein zentrales staatliches Fernsehen einführen, um dadurch mehr Einfluss ihrer Politik auf die Bevölkerung zu bekommen. Das für diesen Zweck durch die „Deutschland Fernsehen GmbH“ gegründete ZDF, im Volk als „Adenauer-Fernsehen“ verrufen, wurde schließlich von Bundesverfassungsgericht wegen Verstoßes gegen das Grundgesetz verboten. So kam es, dass von der ARD unter dem Namen ARD 2 ein zweites Fernsehprogramm startete, das allerdings bis 1963 nur zwei Jahre bestand. Danach einigten sich die Bundesländer auf Gründung des „Zweiten Deutschen Fernsehens“ (ZDF) als im Gegensatz zur ARD zentrale Fernsehanstalt. Das ZDF nahm am 1. April 1963 den Sendebetrieb auf. Am 1. Januar 1984 ging mit PKS (Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenrundfunk (PKS, heute Sat 1) der erste deutsche Privatsender auf Sendung, einen Tag später folgte RTL plus (heute RTL-Television).
Deutschlands größte Gemeinschaftsantenne stand in Wulfen-Barkenberg
In den 1960er-Jahren setzte aufgrund des Fernsehens (Pantoffelkono) das Kinosterben ein, beschleunigt wurde es Ende der 1970er-Jahre durch heimische Speichermöglichkeiten mittels Video-Casetten-Recorder. Am 25. August 1967 eröffnete Außenminister Willy Brandt das deutsche Farbfernsehen auf der Funkausstellung in Berlin. In Dorsten waren bereits hunderte der ersten Farbfernsehgeräte für diesen Anlass verkauft worden. Die Verkaufszahlen in Dorsten waren zwar kein Rekord, aber als am 22. August 1967 in Wulfen-Barkenberg eine Gemeinschaftsantenne für etwa 800 Barkenberger Fernsehhaushalte in Betrieb genommen wurde, war diese die damals größte in der ganzen Bundesrepublik Deutschland. Also doch ein Rekord! Schon 1962 gab es in Wulfen-Barkenberg ein Antannenbverbot der Stadt und 1982 übernahnm dann die Postdie Betreuung des Fernsehempfangs. Barkenberg war bis dahin von Privatfirmen verkabelt. Am Rande notiert: In der Neuen Stadt gab es damals schon eine fast 100-prozentige Abdeckung. Von 4000 Wohnungen erhielten 3800 durch durch Verbaeling ihre Fernsehprogramme. Bis 1986 kostete der einmalige Anschluss pro Haushalt 500 DM und eine zusätzliche MOnatsgebühr von sechs DM. Danach stiegen diese Preise.
Quellen: WAZ vom13. Sept. 1985. – DZ vom 9. Febr. 2018. – Auskunft Pressestelle Deutsche Bundespost (2018). Wikipedia (Aufruf 2018).