Einstiger Rechtsamtsleiter verschenkte Selbstgetöpfertes seiner Frau
Bevor er 1975 Stadtdirektor im ostwestfälischen Geseke wurde, war er in Dorsten zwei Jahre lang die rechte Hand von Stadtdirektor Dr. Zahn im Dorstener Rathaus. Als Hilfsdezernent war er zuständig für die Finanzen und leitete das Rechtsamt. Seine Ehefrau Margrit war etlichen Dorstenern als Hobby-Künstlerin durch ihre Ausstellungen von Getöpfertem und Ölbildern bei Antonio Filippin und die Teilnahme am dort stattfindenden Künstlertreff bekannt. Im Zusammenhang mit dem Hobby seiner Frau geriet Gesekes Stadtdirektor Ralf-Dieter Prahl im September 1983 in keine guten Schlagzeilen. Denn es bestätigte sich, was monatelang in Geseke ein blamables Gerücht war, dass der Stadtdirektors offizielle von der Stadt bezahlte Jubiläumsgeschenke nicht an die Jubilare weitergab. Sie verblieben im Hause des Verwaltungschefs. Statt der gekauften Trinkgläser packte Ehefrau Margrit Produkte aus ihrer Hobby-Werkstatt ein, die ihr Mann dann als Stadtdirektor den Jubilaren überreichte. Die auf städtische Kosten gekauften Gläser indes bereicherten die Vitrine der Prahls. Auf die Geschenk-Verfälschungen hingewiesen, zeigte sich der Stadtdirektor überrascht, denn er habe die Geschenke, die er überreichte, nicht ausgepackt. Zudem, so Prahl, sei diese Tausch-Aktion rechtens, denn sonst hätte er gegen sich ein Disziplinarverfahren beantragt. Er hätte auch nur Gutes getan, wenn er „Kunst unter das Volk“ gebracht habe. Die Geschichte entwickelte sich zum Dauerskandal. Gesekes Bürger und Bürgermeister Heinrichmeier sahen die Angelegenheit in einem ganz anderen Licht. Einen Tag später änderte Prahl seine Rechtsauffassung und beantragte doch das Disziplinarverfahren, was Oberkreisdirektor Harlin (Soest) als den richtigen Weg ansah, um „die Sauberkeit des Berufsstandes“ zu wahren. Die Staatsanwaltschaft Paderborn leitete ein Ermittlungsverfahren gegen das Ehepaar Prahl ein, das „im Sande verlief“. Politisch und in der Bevölkerung blieb der Unmut präsent und entwickelte sich zu einem Dauerskandal. Man sprach in Geseke vom „Skandaldirektor“ Prahl. „Stets sorgte er mit Unregelmäßigkeiten und dienstlichen Missbräuchen für Ärger und Unmut auch in der eigenen Partei“ (Ruhr-Nachrichten am 9. Januar 1987). Das Fass zum Überlaufen brachte, dass sich Prahl trotz ärztlicher Bescheinigung der dauernden „Dienstunfähigkeit“ aus gesundheitlichen Gründen ein Aufnahmegesuch in die Rechtsanwaltskammer stellte. Ein Rechtsanwalt wurde daraufhin in der „Geseker Zeitung“ zitiert: „Solche Juristen wie der herzkranke, dienstunfähige Stadtdirektor Prahl haben der Anwaltschaft gerade noch gefehlt! Sie sind als Anwalt unerwünscht, Herr Prahl!“
Turbulente Szenen in der Ratssitzung
Schließlich wurde Prahl im November 1986 vom Rat der Stadt mit knapper Mehrheit in den Ruhestand versetzt. Die „Geseker Zeitung“ am 22. November 1986: „Damit hat ein leidiges Thema der Stadt Geseke ein Ende gefunden. Ehe es jedoch zu der Versetzung in den Ruhestand auf Grund eines SPD-Antrages kam, gab es noch einige turbulente Szenen, teils in öffentlicher teils in nicht öffentlicher Sitzung.“ Denn die Abwahl des Verwaltungschefs kostete der Stadt rund 1 Million DM. Monatlich musste die Stadt bis zum 65. Lebensjahr ihres geschassten Stadtdirektors rund 5.000 DM Ruhestandbezüge zahlen. Rolf-Dieter Prahl wurde während seines Ruhestandes als Anwalt einer Geseker Anwaltskanzlei genannt.