Er und seine „Artistokraten“ sind fester Bestandteil der Berliner Kulturszene
Geboren 1970 in Dorsten; Bühnenakrobat, Tänzer, Kulturmacher und Artistokrat. – Sein künstlerisches Spektrum reicht von Zirkus über Varieté, Straßentheater, Gala, Conférence bei kleinen und großen privaten Veranstaltungen bis hin zur Choreographie und Regie von Tanz- und Theaterproduktionen. Sein Erfolgsrezept sind starke Karikaturen, Abgründe der Lächerlichkeit, feine und köstliche Ironie, verwirrende und endgültige Symbole, Wasserfälle unbezähmbarer Heiterkeit, tiefe Analogien zwischen Menschheit einerseits und der Tier-, Pflanzen- und Maschinenwelt. Zu ihm gehört die ganze Tonleiter des Lachens und Lächelns zur Entspannung der Nerven, die breite Skala der Dummheit, des Blödsinns, des Unsinns und der Absurdität sowie die Intelligenz, die unmerklich an den Rand des Wahnsinns führen.
Von der Küche hinaus auf die Varieté-Bühne – München, dann Berlin
Dabei hat Martin van Bracht ganz bodenständig Koch gelernt und danach in einem vegetarischen Restaurant in München gearbeitet. Doch dann hat er einen Clownsworkshop gemacht. Kurz darauf stand er mit zwei Mitstreitern auf dem Marienplatz und zelebrierte seine frisch erworbene Clownskunst. Er schlug sogar ein lukratives Angebot als Küchenchef in Boston aus. Er wollte lieber Künstler werden. Auf der Bühne stand er schon in frühen Jahren. Sein Vater, ein Oberamtsrat der AOK, hatte lange Zeit für seine Pfarrgemeinde in Marl pro Jahr zwei Kabarettabende veranstaltet. Dazu wurde kurzerhand das städtische Theater mit seinen 1000 Plätzen angemietet. Die fünf Kinder des Oberamtsrats standen jedes Mal mit auf der Bühne.
Mit seiner „Ghos“-Theatergruppe in Theatern Europas und auf Festivals
Nach der Eposide als Koch in München absolvierte Martin van Bracht seine Ausbildung zum Bühnenakrobaten an der Schule für Darstellende Künste „Die Etage“ in Berlin. Von 1985 bis 1988 war er Conférencier im Berliner Kinderzirkus Tempodrom. 1988 wurde er Mitglied der französischen Compagnie Archaos. Hier lernte er den Kanadier Michel Dallaire kennen, den Mitbegründer des Cirque du Soleil. Es folgten ausgedehnte Tourneen quer durch Europa. Ende der 1980er-Jahre gründete Martin van Bracht zusammen mit einigen Berliner Artisten und Musikern unter der Regie von Michel Dallaire die Gruppe „Gosh“. Sie zählt bis heute zu den wichtigsten Vertretern der Nouveau Cirque-Bewegung in Europa. Mit Gosh trat van Bracht bis ins Jahr 2001 europaweit in zahlreichen Theatern auf, dem Théâtre Vidy Lausanne, Hebbel Theater Berlin, Théâtre de la Porte Saint Martin Paris, Kampnagel Hamburg, Théâtre National de Marseille. Er nahm auch an namhaften Festivals teil wie den Ruhrfestspiele, dem Copenhagen International Theatre Festival, dem Stockholm Water Festival, dem Paris quartier d’été. Danach arbeitete er als Dozent in den Sparten Akrobatik und Improvisation an der „Etage“, gründete die Nachwuchs-Artistengruppe „ShoX“ und ließ sich als Regisseur für verschiedene Varietéhäuser in Deutschland verpflichten. Im Jahr 2001 gründete van Bracht die deutsch-französische Compagnie „Zirkom“. Mit finanzieller Unterstützung von „Gosh France“ produzierte „Zirkom“ im Jahr 2002 zusammen mit der Pariser Regisseurin Evelyne Fagnen (Théâtre du Soleil) und dem Berliner Komponisten Florian Appl das Nouveau Cirque-Stück „Himmel Heaven Ciel“. Seit 2006 veranstaltet er auf der Insel Rügen das jährlich stattfindende „Sommerzauber Varieté“. Daraus entwickelte sich im Jahr 2009 in Berlin die Gruppe „Die Artistokraten“.
Spaß am Barock in den schrillsten Verkleidungen
Und als Aristokrat liebt er die Verkleidung, zeigt sich in den schrillsten Kostümen und hat die Lacher auch Dank seiner wunderbaren Mimik voll auf seiner Seite. Um „Huldigung“, die er immer wieder verlangt, braucht er da nicht lange bitten. Beifall spendet das Publikum gerne. Doch die Szenen sind nur der wunderbare Rahmen für fantastische, atemberaubende und verzaubernde Akrobatik. Die 18 „Artistokraten“ sind Musiker, Tänzer, Jongleure, Clowns und Mimen der Berliner Artistik-Szene, unter der Leitung des gebürtigen Dorsteners Martin van Bracht. Geprägt durch die künstlerische Herkunft fühlen sie sich der Tradition der Nouveau Cirque-Bewegung verbunden. Sie verknüpfen Tanz und Akrobatik auf dem Boden und in der Luft mit Live-Musik und Gesang und stehen dabei stets in hautnahem Kontakt zum Zuschauer. Ihre Bühne ist dort, wo das Publikum ist. In seiner Paraderolle als Fürst von eigenen Gnaden gilt auch für Martin van Bracht: Adel verpflichtet. Also gibt er alles, was er künstlerisch zu bieten hat. Und das mit „Witz und Würde“, wie der die „Berliner Zeitung“ schrieb.