Kommunale Aufgaben auch von Nachbarn übernommen
Festgefügte Nachbarschaften waren früher straff organisierte und nach festen Regeln tätige Hilfsorganisationen für Mitglieder bei Notfällen, Hausbränden und Todesfällen. In den Städten wurden sie nach Straßenzügen oder Mauerabschnitten eingeteilt. Oft hatten sie einen Brunnen zu betreuen (Pumpennachbarschaften, Püttnachbarschaften), die für Brandbekämpfung äußerst wichtig waren. Ihre Aufgaben wurden in Satzungen festgehalten.
Pumpennachbarschaften und Pumpenkirmes
Jährlich am Fronleichnamstag versammelten sich in Dorsten die einzelnen Pumpennachbarschaften (auch Pumpengilden genannt), um die Rechenschaftsberichte entgegenzunehmen oder um Vorsteher neu zu wählen. Abends wurde gefeiert (Pumpenkirmes). Bis ins 19. Jahrhundert hinein übernahmen sie teilweise auch kommunale Aufgaben. Als dann Stadtveraltung die Brunnen verwaltete, verloren die Nachbarschaften eine ihrer wichtigsten Gemeinschaftsaufgaben und beschränkten sich dadurch weitgehend auf den geselligen Bereich und die Totenfolge. 1837 erklärte die Regierung zu Münster die Nachbarschaften zu „Privatvereinen, die weder die Staats- noch die Stadtbehörden etwas angingen und denen kein politischer Zwang mehr zustände“. Nachbarschaften haben sich vor allem in den ländlichen Bereichen bis heute erhalten. Zum Beispiel die Nachbarschaft Hardter Kämpe. Sie wurde 1920 gegründet und besteht heute aus 18 Familien, die in der Ecke Rivekamstraße und Dörnekampstraße wohnen. Alte Traditionen werden wieder belebt wie das „Neujahrs-Rundziehen“. Da geht man von Haus zu Haus und begießt das neue Jahr mit einem Schnäpschen. 2011 feierte die Nachbarschaft das 50-jährige Bestehen der Hardter Brücke.