Höpker, Karl-Ludwig

Erster Pfarrer in der selbstständigen Kirchengemeinde Wulfen

Geboren 1931 in Herford, aufgewachsen in Bünde; evangelischer Pfarrer „Frech, modern und visionär“, so ein Altsbruder. – Er war der erste Pfarrer in der 1968 von Hervest-Dorsten selbstständig gewordenen evangelischen Gemeinde Wulfen und leistete vor allem in Barkenberg intensive Aufbauarbeit. Ab 1963 war er bereits Pfarrer in Hervest, zu dessen Gemeinde damals Wulfen noch gehörte. Das Ehepaar Höpker wohnte mit den fünf Töchtern im Pfarrhaus neben der Gnadenkirche. 1969 kam als zweiter Pfarrer Bernhard Korn dazu, der nun im Altwulfener Pfarrhaus wohnte. Pfarrer Höpker wechselte in den Y-Bau an der Dimker Allee, denn er befasste sich nun vor allem mit den Verhältnissen in Barkenberg. Zwei große Wohnungen im 5. Stock wurden mit einem Durchbruch verbunden – ein Teil davon wurde Pfarrbüro. Barkenberger Gottesdienste fanden in der Pausenhalle der Blauen Schule statt. Der Tuba-Bläser Höpker übernahm den Posaunenchor und gründete einen „Singkreis“, aus dem sich die Kantorei Wulfen entwickelt hat. Die musikalische Gemeindearbeit war schwierig zu organisieren, denn es gab noch keine Buslinien. Höpker musste zu jeder Probe einige Teilnehmer abholen und wieder nach Hause chauffieren. Karl-Ludwig Höpker hat in seinen zehn Jahren auch andere Dinge mit angestoßen, Tanzgruppen gegründet, die Schirmherr der örtlichen Boxer übernommen und war Mitglied im Wulfener Angler-Verein.

Zum Aufbau der Neuen Stadt und der Gemeinde viel beigetragen

Spielplatz mit allen seinen fünf Töchtern

Spielplätze waren in Barkenberg nötig. Daher sorgte er für die Errichtung von Kletterhäusern und einer Seilbrücke am Robinsonplatz. Um Mithelfer zu finden, zog er mit seinen fünf Töchtern und anderen Trompete blasend zwischen den Häusern an der Dimker Allee umher. Die Pfarrer Höpker und Korn äußerten sich häufig zur Lokalpolitik, waren überall dabei. So beteiligten sie sich auch an der „Interessengemeinschaft“ von Neubürgern, die sich um akute Probleme im entstehenden Ort kümmerte. In den Anfängen der Neuen Stadt Wulfen, genannt Barkenberg, versuchte Höpker, den Altwulfenern die Angst vor Überfremdung angesichts der großen Siedlung vor der Haustür zu nehmen und sie in den Aufbau des zugehörigen Bezirks Barkenberg einzubeziehen. Sehr fortschrittlich waren damals die Niederlande: Die Höpkers unternahmen Busreisen mit Frauengruppen und Konfirmanden nach Amsterdam und Arnheim, um sich Beispiele für gemeinwesenorientierte Arbeit anzuschauen. Im Paul-Schneider-Heim fand „offene Jugendarbeit“ statt, die dann später in einer Baubaracke in Barkenberg und einem Jugendkeller im neuen Gemeindezentrum fortgesetzt wurde. Vom Besuch des Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Hans Thimme, im Jahr 1968 ist dessen anerkennender Ausspruch überliefert: „Barkenberg ist einzigartig in Westfalen und durch die Mitarbeit der Kirche in der Stadtentwicklung unvergleichbar mit normalen Randsiedlungen“. Von 1965 bis 1972 lief die Planung für das neue Gemeindezentrum an der Talaue. Flexibel sollte das neue Zentrum sein, das der finnische Architekt Toivo Korhonen (ein Aalto-Schüler) entwarf. Es sollte kein Sakralraum, sondern ein offener Treffpunkt für alle werden. Da gab es z. B. auch einen Luftgewehrschießstand, ein Fotolabor, Kinder-Matschraum, eine Kegelbahn, Tischtennisplatten und einen Musikband-Keller. Es wurde getanzt, geboxt und Karate geübt.

„Dieser Mann war jung geblieben, frech, modern und visionär“

Als Dirigent des “Singkreises” 1972

Kurz nach der Einweihung des Baus 1972 wechselte Karl-Ludwig Höpker nach Lippstadt, war Jugendpfarrer, wurde 1995 pensioniert. 1974 gründete er zusammen mit seiner Tochter, der Sängerin Katrin Höpker, und anderen die heute noch bestehende Musikband „Exodus“. Doch vornehmlich erforschte der rüstige Pensionär in den letzten 20 Jahren seine eigene Familiengeschichte, die er bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgten kann. Archivbesuche führten ihn bis nach Stockholm. Heute sind die Höpkers weltweit anzutreffen: in Brasilien, England, Lettland, Namibia, Niederlande, Sri Lanka und in Lippstadt.  Zwei seiner Töchter sind durch ihre öffentlich wirksamen Berufe bekannt: Katrin Höpker, geboren in Wulfen, ist Sängerin und hatte Auftritte mit Heino, Reinhard Mey, Udo Jürgens. Gudrun Höpker ist Rundfunkjournalistin, Schauspielerin und TV-Moderatorin in Bonn. – Höpkers Amtsnachfolger in Lippstadt, Pfarrer Christoph Peters, sagte über seinen Vorgänger 2015: „Karl-Ludwig Höpker hat mich vor 20 Jahren nach Lippstadt geholt. Dieser Mann war jung geblieben, frech, modern und visionär.“

Siehe auch: Katrin Höpker
Siehe auch: Gruppenpfarramt Wulfen


Quellen: Sabine Bornemann in DZ vom 21. Dez. 2011. – Andreas Rentel von WAZ vom 11. Aug. 2011.

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