Glühender NS-Offizier mit Ritterkreuz, Eichenlaub und Schwertern
1918 in Dorsten bis 1945 über Insterburg; Stuka-Flieger. – Ignatz Bubis und Rita Süßmuth, die Bundeskanzler Erhard und Kiesinger sowie der jordanische Öl-Minister Scheich Said Beano, Franz-Josef Strauß und viele andere sind eingetragen im 1943 angelegten Goldenen Buch der Stadt Dorsten. Den illustren Reigen der Vergessenen und Unvergessenen führt allerdings ein Dorstener an, auf den man in brauner Zeit das Heldenlied sang, der zu den vielen Verführten und Betrogenen seiner Generation gehörte. Staffelkapitän Theodor Nordmann stürzte bei einem Feindeinsatz von insgesamt 1.191 Einsätzen am 19. Januar 1945 über Insterburg ab. Er kollidierte in 300 Metern Höhe mit der Maschine eines Staffelkameraden. Es hält sich das Gerücht, der erst 27 Jahre alte „Held“ habe den Tod gesucht, weil er den nahenden Zusammenbruch des Dritten Reiches nicht erleben wollte.
Theodor Nordmann (geboren am 18. Dezember 1918) war der Sohn des Rechtsanwalts Heinrich Nordmann, der 1946 Probleme mit seiner Entnazifizierung hatte, und später als Anwalt den zu Entnazifizierenden juristisch beistand. Der spätere Fliegermajor besuchte das Gymnasium Petrinum in Dorsten, wuchs mit glühender Begeisterung in den Nationalsozialismus hinein, wurde HJ-Führer und bei Beginn des Krieges – kaum zwanzigjährig – Stuka-Pilot. Hohe Auszeichnungen folgten: August 1940 Eisernes Kreuz I, April 1941 „Ehrenpokal für besondere Leistungen im Luftkrieg“, September 1941 Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz, März 1943 Eichenlaub zum Ritterkreuz und Beförderung zum Hauptmann, nach dem 1.140. Einsatz im September 1944 Schwerter zum Eichenlaub und Beförderung zum Major.
Gegen das Lynchen von Piloten
Als Nordmann Anfang Dezember 1941 seine Eltern in Dorsten besuchte, hieß es in der „National-Zeitung“: „Flaggen heraus! Wir grüßen den Ritterkreuzträger!“ Die Partei führte den Helden in Feierstunden vor: auf dem Marktplatz, im Heimatmuseum, bei der Hitlerjugend, der Wehrmacht, im Lazarett und im Gymnasium Petrinum, seiner alten Penne. In Gesprächen setzte er sich dafür ein, dass über Dorsten abgeschossene alliierte Piloten nicht mehr – wie geschehen – gelyncht werden sollten. Die Zeitungen feierten ihn groß. „Wir wünschen dem tapferen und erfolgreichen Stukaflieger weiterhin beste Erfolge in seinem Aufgabengebiet zum Segen für den Endsieg des deutschen Volkes“, schrieb die „National-Zeitung“. – Nordmann erkämpfte weder den Endsieg noch erlebte er den Untergang des NS-Regimes. Er starb – wie viele seiner Schulkameraden – einen unnützen und elenden Tod.