Strübing, Heinrich

Dorstener kämpfte 1821 im griechischen Freiheitskampf gegen die Osmanen

Gemälde des Freiheitskampfes der Griechen gegen die Osmanen vor der Akropolis

Unter den Passagieren und 500 Soldaten auf den beiden Schiffen, die am 5. Januar 1824 am Golf von Patras in Griechenland eintrafen, befand sich der bekannte noch sehr junge englische Dichter und Philosoph Lord Byron. Dieser schwor, Griechenland die Befreiung von den Osmanen zu bringen oder zu sterben. Er starb. Die Befreiung kam später. Er starb am 19. April 1824, zwei Wochen nach seiner Ankunft. Der Freiheitskrieg der Griechen gegen die Türken begann schon 1821 und endete mit der Unabhängigkeit von der Türkei 1830. Der Hauptstrom der Freiwilligen, die aus verschiedenen europäischen Ländern nach Griechenland zogen, um auf deren Seite gegen die Osmanen zu kämpfen, beschränkte sich im Wesentlichen auf die ersten beiden Kriegsjahre, d. h. 1821 bis Ende 1822. Die stärkste nationale Gruppe unter ihnen bildeten die Deutschen mit etwa 250 Teilnehmern. Fast die Hälfte dieser Männer starben in Griechenland, die meisten an Krankheit, die wenigsten auf dem Schlachtfeld. Etwas über 100 Männer kehrten nach einem Aufenthalt von mehreren Monaten oder von höchstens einem Jahr nach Deutschland zurück. Unter den Deutschen war auch der Dorstener Heinrich Strübing, ein ehemaliger Soldat der napoleonischen Kriege. Im Sommer 1821, also gleich zu Beginn des griechischen Freiheitskrieges, ließ er sich vom Bürgermeister die notwendigen Reisepapiere, darunter ein Empfehlungsschreiben ausstellen. Darin heißt es: „Wir wünschen daher, so er diesen erhabenen Gedanken in seinem Herzen beschlossen hat, und jetzt aus unserer Mitte tritt. Dass es ihm wohl gehen möge, und von seiner festen, unwandelbaren Redlichkeit überzeugt, sind wir versichert, dass bei Vorzeigen dieses, ein jeder Mann ihm freundlich Aufnahme und Hilfe nicht versagen wird.“

Preußische Regierung untersagte das Ausstellen von Reisepässen

Zeitgenössusche griech. Darstellung 1825

Doch schon im September 1821 wies die preußische Regierung die Städte und Bezirke an, die Ausstellung von Pässen nach Griechenland zu verweigern. Denn die Regierung befürchtete, dass der Funke des in und für Griechenland zündenden Freiheitswillen auf Preußen und andere deutsche Staaten überspringen könnte. Die Französische Revolution mit ihrem Ruf „liberaté, égalité, fraternité“ und den darauffolgenden Napoleon mit den Toleranzgesetzen hatten die absolutistischen Regenten gerade hinter sich gebracht und waren dabei, ihre Königreiche und Fürstentümer zu restaurieren. Das Empfehlungsschreiben des Magistrats in Dorsten für Strübing schlug daher politische Wellen bis nach Berlin. Denn über die münstersche Provinzialregierung bekam Preußens Staatskanzler von Hardenberg das Schreiben auf den Tisch, über das er sich aufgeregt hatte. Wie auch immer, dem Dorstener Heinrich Strübing gelang im Oktober 1821 die Ausreise aus Preußen. Er fuhr über Frankreich nach Italien und von dort nach Griechenland. Unter den etwa 100 Deutschen, die aus Griechenland zurückgekehrten, war auch er. Weiteres ist über den Dorstener Strübing nicht bekannt. Auch sind seine Motive, die ihn nach Griechenland brachten, heute vergessen. Ein Mitstreiter Strübings in Griechenland, der Deutsche Franz Lieber, teilte die Griechenlandfahrer in fünf Kategorien ein: philhellenistische Idealisten, nach persönlichem Erfolg Strebende, darunter ehemalige Soldaten, Unzufriedene, Abenteurer und Taugenichtse. Etliche derer, aus welchem Grund sie auch immer sich den griechischen Freiheitskämpfern angeschlossen hatten, mochten über die Realität dieses Krieges enttäuscht gewesen sein.

Literarische Begeisterung für das antike Griechenland blieb erhalten

Freiheitskämpfer Georg Konduriotis, 1825

Etwa jeder fünfte zurückgekehrte Freiwillige ist mit seinen Griechenland-Erfahrungen an die Öffentlichkeit getreten. Der Grundton, der alle diese Memoiren prägt, ist der einer tiefen Enttäuschung. Dagegen ist die Bewunderung für das Griechenland der Antike, das Arkadien,  im Zeitalter des Klassizismus in den Kreisen der Gebildeten geblieben und zeigte sich in der Literatur nahezu grenzenlos. Da zumindest diese literarische Griechenland-Begeisterung blieb, und auch in gewissen Kreisen die Freiheitsbegeisterung für Griechenland immer wieder ausbrach, dann wieder abnahm,  gründete sich 1826/27 in Münster ein Griechenlandverein. Dieser sammelte Geld für den Freiheitskampf gegen die Türken und konnte zuletzt, im Jahr 1827, Spenden in Höhe von umgerechnet 15.000 Franc an die Sammelstelle in Paris schicken.

Die Endphase der Revolution bis 1830

Das Eingreifen von fremden Mächten sowohl zugunsten der griechischen als auch zugunsten der osmanischen Seite bestimmte die Endphase dieser griechischen Revolution. Die europäischen Mächte griffen zugunsten der Griechen ein, so dass 1830 ein kleines und unabhängiges griechisches Königreich mit dem bayerischen König Otto als Regent errichtet werden konnte.


Quellen: Josef Ulfkotte im HK 1993. –Regine Quack-Eustathiades (Internetaufruf 2017). – Wikipedia (Aufruf Freiheitskrieg Griechenland 2017).   

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