Weitverbreitete Familie in Westfalen und im Rheinland
Eine der nachweisbar älteren Familien in Dorsten war die Familie Marseil, die es seit etwa 1700 in Dorsten nicht mehr gibt, Familienmitglieder zogen in andere Städte. Sie gründeten dort Familienäste und -zweige. In Dorsten waren die Marseils eine patrizische Familie, die Bürgermeister, Schöffen und Zunftmeister stellte. Mit Joes Marseil verließen die männlichen Marseils (1673 bis 1733) Dorsten. Er verzog nach Leichlingen und nannte sich und seine Nachkommen fortan Marseille. Woher der erste nachweisbare Dorstener Marseil kam, der vermutlich 1575 geboren wurde, ist nicht bekannt. Werner Marseil heiratete zwischen 1612 und 1615 eine Dorstenerin namens Rommeswinkel, deren Vorname unbekannt ist. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Catharina, Christophorus (1616 bis 1655) und Werner Marseil (gestorben vermutlich 1685). Der älteste Sohn Christophorus heiratete um 1640 im Alter von 39 Jahren. Das Ehepaar hatte sieben Kinder, die zwischen 1643 und 1654 in der Agathakirche getauft wurden. Der älteste Sohn Joannes heiratete 1668 Anna Margaretha Bracht aus Westerholt (1641 bis 1690). Die neun Kinder wurden zwischen 1669 und 1690 in der Agathakirche getauft. Der älteste Sohn Joes Christoph Marseil, 1673 getauft, wurde Verwalter von Haus Nesselrath (Nesselrode) bei Leichlingen. Dort heiratete er 1715 Anna Schramm (1691 bis 1757 in Solingen). Nachdem sie Witwe geworden war, heiratete sie 1734 erneut. Die Familie blieb in Leichlingen und verteilte sich im Rheinland. Peter Marseille, Familienforscher: „Heute kann davon ausgegangen werden, dass in Deutschland nur sehr wenige Marseilles keine Nachkommen der Dorstener Familie Marseille sind.“ Die Familie ist im Mannesstamm in Leichlingen bis heute erhalten. Der im Zweiten Weltkrieg berühmt gewordene Jagdflieger Hans-Joachim Marseille aus Berlin-Charlottenburg war mit der Dorstener Familie Marseille nicht verwandt.
Zur Namensbildung
Der Familienname Marseil leitet sich von dem Vornamen Marsilius ab. Als die Familie aus Dorsten verschwand und in Leichlingen als Pächter auf „Schloss“ Nesselrath erschien, wurde aus Marseil der Name Marseille. Familienforsche der Marseilles vermuten, dass entweder der Pfarrer der für Nesselrath zuständigen katholischen Kirche in Solingen der französischen Sprache mächtig gewesen war und die Schreibweise änderte, oder in Folge des Spanischen Erbfolgekrieges 1702-1714 Franzosen die Schreibweise Marseille eingeführt haben. – Haus Nesselrath (auch Haus Nesselrode) ist ein mittelalterlicher Rittersitz am Ufer der Wupper in Leichlingen (NRW), wurde erstmals im Jahr 1303 erwähnt und von der bergischen Ministerialadelsfamilie Nesselrode erbaut und bewohnt. 1511 erwarb die Adelsfamilie Ketteler den Rittersitz und baute die Burg 1536 grundlegend um. Aus dieser Zeit sind ein Teil der Vorburg mit einem zweigeschossigen Torhaus aus Bruchstein, spitzbogiger Durchfahrt sowie Teile der Ringmauer erhalten. Nach einem Umbau zu einem Schloss brannte das Anwesen 1847 nieder und wurde 1850 abgerissen. Nur Teile der Vorburg blieben erhalten. Heute dient Haus Nesselrath als landwirtschaftlicher Betrieb.