Vom Geheimtipp in Spanien zum begehrten Künstler in Dorsten
1941 in Ribas de Fresere/Pyrenäen bis 2016 ebda.; Maler und Zeichner. – Von 1976 an und in den folgenden 20 Jahren gehörte der spanische Künstler Juliá Mateu zu Dorsten, als wäre er hier sesshaft. In jener Zeit hing sein Herz voll und ganz an Dorsten, was er auch selbst immer wieder betonte. Herzlich fing seine Beziehung zu Dorsten auch an, als die Dorstener Lehrerin Ronny Schanz 1974 als Touristin in dem malerischen San Martin de Ampurias an der sonnigen Costa Brava saß und den Künstler, der dort lebte, kennen lernte und seine spätere Managerin werden sollte. Seither scharte sich um ihn eine kleine Dorstener Fan-Gemeinde. Es dauerte nicht lange, da gehörte er zur Lippestadt und war für Dorsten im wahrsten Sinn des Wortes eine künstlerische Bereicherung. Die Stadt Dorsten richtete dem spanischen Maler 1984 eine Ausstellung mit 80 Zeichnungen, Aquarellen und Lithografien im Alten Rathaus am Markt aus. Dafür malte er ein großformatiges Triptychon, das er „Dorsten im Frühling nannte“. Sponsoren schenkten es der Stadt. Mateu erläuterte, wie es zu dem Bild kam. In den zurückliegenden Jahren habe er Dorsten immer nur im nebligen und verregneten Herbst erlebt. Deshalb habe ihn sehr beeindruckt, Dorsten dieses Mal im Frühling zu erfahren. Das – sowie die Stadt selbst – regte ihn zum Malen an, denn es entstanden ganze Serien mit Dorstener Motiven (Markt, Glockenspiel, Sr. Paula-Porträt u. a.).
Bilder in Dublin, Buenos Aires, Moskau, New York und Düsseldorf
Juliá Mateus Jugend war trist. Die Utensilien dieser Ärmlichkeit sind durchgehend in seinen Bildern und Zeichnungen zu sehen: Knöpfe und Sicherheitsnadeln, notwendige Gebrauchsgegenstände zur Sicherung des täglichen Minimalbedarfs, und Stacheldraht – Symbol für Gefangensein in der häuslichen Armut. Der Autodidakt Mateu, von spanischen Kritikern gerne als „bester Zeichner Spaniens“ genannt, brach früh auf, um aus der Enge seiner Jugend in die Weite der Welt zu gelangen. Heute kennt man ihn und seine Bilder in Dublin und Basel, Paris und Buenos Aires, Edinburgh und Düsseldorf, New York und Moskau – und in Dorsten.
Seine in mühevoller handwerklicher Kleinarbeit entstehenden großformatigen Blätter zeigen ihn als einen fleißbesessenen Arbeiter in Sachen klassisches Zeichnen, der der Tradition der großen Zeichner wie Dürer, Cranach oder Leonardo da Vinci verhaftet ist, dennoch sparsame Pop-Elemente einfließen lässt. Er versucht, die Geschichtlichkeit der Malerei zu aktualisieren und überirdisch-biblisches Geschehen in menschliche Situationen überzuführen. Darauf beruht der mythologische Ansatz, der die gesamte Arbeit fließend wie seine Linien durchzieht, aber dennoch auch kritisch-ironischen Darstellungen Platz lässt.
Juliá Meteu lebte wieder in seiner Geburtsstadt in den Pyrenäen. Obwohl von schwerer Krankheit betroffen, arbeitet er in seinem Atelier und hatte zuletzt eine große Ausstellung im Jahre 2008 in Spanien. Er starb im September 2016. – W. St.