Drei Jugendliche zu hohen Haftstrafen verurteilt – einer davon aus Gahlen
In den Terror-Anschlag auf den Sikh-Tempel in Essen am 16. April 2016 durch drei Jugendliche aus der salafistisch-dschihadistischen Szene an Rhein und Ruhr war auch ein zur Tatzeit 16-Jähriger aus Dorstens Nachbargemeinde Gahlen-Schermbeck verwickelt. Die beiden anderen waren aus Gelsenkirchen bzw. Essen. Bei dem Anschlag war ein Sprengsatz am Eingang des Tempels der Sikh-Gemeinde „Gurdwara Nanaskar“ an der Bersonstraße im Essener Nordviertel explodiert. Drei Menschen wurden verletzt, der 60-jährige Priester der Gemeinde schwer. Durch die Explosion in den Abendstunden barsten zudem Scheiben, die Türkonstruktion wurde aus den Angeln gerissen, Teile der Schieferfassade wurden zerstört. An jenem Tag hatte eine indische Hochzeitzeremonie mit 200 Gästen im Tempel stattgefunden. Als die Explosion erfolgte, waren allerdings nur noch wenige Gäste unten im Saal, während einige Kinder im Obergeschoss des Gebäudes am Musikunterricht teilnahmen. Die Tat löste ein weltweites Medienecho aus.
Gericht: Tatmotiv „Hass auf andere Religionen“
Fast ein Jahr danach verurteilte die Jugendstrafkammer beim Essener Landgericht die drei jugendlichen Täter unter Ausschluss der Öffentlichkeit nach 25-tägiger Verhandlungsdauer zu hohen Gefängnisstrafen. Die Angeklagten hatten jegliche Tötungsabsicht abgestritten, was ihnen das Gericht nicht abnahm. „Hass auf andere Religionen“, so das Gericht, sei wohl das Motiv für diesen hinterhältigen Sprengstoffanschlags gewesen. Das Radikalisieren der Jugendlichen ging bequem über das Internet und WhatsApp. Sie suchten Kontakt zur Islamistenszene in Niedersachsen und in Duisburg. Die Jugendkammer sprach die beiden Angeklagten Yusuf T. (17) aus Gelsenkirchen und Mohammad B. (16) aus Essen wegen gemeinschaftlichen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung für schuldig und verurteilte sie zu sechs Jahren und neun Monaten bzw. sieben Jahren Gefängnis. Tolgan I. (17) aus Gahlen wurde wegen Verabredung zum Mord zu sechs Jahren Haft verurteilt. Er war bei der Herstellung der Bombe in einem Feuerlöscher und bei der Tat selbst nicht dabei. Allerdings hatte er mit den beiden Komplizen die Tat vereinbart und auf den Sikh-Tempel als möglichen Anschlagsort verwiesen. Zudem hatte die Staatsanwaltschaft den Angeklagten zwei Sprengstoffversuche in einem Gelsenkirchener Skaterpark vorgeworfen, die in die Urteile von Yussuf T. und Mohammad B. einflossen. Der Gahlener Tolgan I. wurde in diesem Anklagepunkt freigesprochen.
Neriman Yaman, Mutter des 16-Jährigen, Gelsenkircheners Yussuf T., der die Bombe vor dem Sikh-Gebetshaus in Essen deponiert haben soll, ging einen ungewöhnlichen Weg der Aufarbeitung. Sie veröffentlichte ein 256 Seiten starkes Buch: „Mein Sohn, der Salafist – Wie sich mein Kind radikalisierte und ich es nicht verhindern konnte.“