Notfallseelsorge

In Dorsten 2014 vom evangelischen Pfarrer Frank Füting ins Leben gerufen

Pfarrer Frank Füting wechselte im Mai 2017 nach Gelsenkirchen; Foto: Victoria Thünte (DZ)

Notfallseelsorge (auch Notfallbegleitung) ist psychosoziale und seelsorgerliche Krisenintervention im Auftrag der christlichen Kirchen. Sie ist Teil der organisierten psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) und darauf ausgerichtet, Opfer, Angehörige, Beteiligte und Helfer von Notfällen (Unfall, Großschadenslagen usw.) in der akuten Krisensituation zu beraten und zu stützen. Aber auch Hilfe nach häuslichen traumatischen Ereignissen – wie nach erfolgloser Reanimation, plötzlichem Kindstod, Suizid oder Begleitung Überbringen von Todesnachrichten durch die Polizei – gehören zum Einsatzspektrum der Notfallseelsorge. Anders als etwa die Telefonseelsorge gehen die Notfallseelsorger direkt zum Ort des Geschehens. Die Alarmierung der Notfallseelsorge erfolgt zumeist über die Leitstellen der Rettungsdienste, Polizei oder Feuerwehr.
Grundlage der Notfallseelsorge ist das christliche Welt- und Menschenbild. Notfallseelsorger betreiben „Erste Hilfe für die Seele“. So drückte es der Dorstener Pfarrer Frank Füting aus, der die Notfallseelsorge im Evangelischen Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten 2014 ins Leben gerufen hatte. Nach einem Vikariat in Bottrop-Fuhlsbüttel wurde er 1997 ordiniert und war von 2006 bis 2017 Krankenhaus-Seelsorger in Dorsten. Er wechselte als Seelsorger zum Krankenhaus Bergmannsheil in Gelsenkirchen-Buer mit Pfarrstelle an der Matthäuskirche der dortigen Christusgemeinde.
Mittlerweile werden ehrenamtliche Menschen in der Notfallseelsorge ausgebildet. Damit hat der Evangelische Kirchenkreis mit den Pfarrern Frank Füting und Achim Solty (Fuhlenbrock) sowie dem katholischen Pfarrer Ulrich Flatisch, Beauftragter für die Notfallseelsorge beim Bistum Essen, ökumenisch einen entscheidenden Schritt zum Aufbau eines Netzwerks geleistet. Ehrenamtliche Notfallseelsorger stehen nach einer einjährigen Ausbildung auf Abruf bereit, wenn Rettungsdienste ungeklärte Todesfälle im Haushalt melden oder Menschen auf Bahnschienen zu Tode kommen.
Eine spezielle seelsorgliche Betreuung der Rettungsdienste in organisierter Form gab es bis Ende des 20. Jahrhunderts nicht. Die Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Seelsorge in Feuerwehr und Rettungsdienst“ ging 1990 auf Initiative einzelner Pfarrer zurück, die gleichzeitig in Rettungsdiensten tätig waren. 1991 entstanden die ersten Notfallseelsorge-Systeme, in denen Seelsorger/innen von den Rettungsorganisationen und von der Polizei zu Einsätzen alarmiert werden konnten. Auf den Bedarf psycho-sozialer Betreuung in Notfällen wurde kurz darauf auch von manchen Rettungsdiensten selbst reagiert und es entstanden ähnliche Einrichtungen der Rettungsdienste ohne den seelsorglichen Ansatz, zuerst 1994 beim „Arbeiter-Samariter-Bund“ in München. Einer breiteren Öffentlichkeit wurde die Arbeit der Notfallseelsorge 1998 durch das ICE-Unglück von Eschede bekannt. Hier waren zahlreiche Notfallseelsorger im Einsatz, um Überlebende, Angehörige und Rettungskräfte zu betreuen, worüber auch in den Medien berichtet wurde. Dorsten und andere Städte wie Gladbeck und Bottrop waren damals in der Notfallseelsorge noch „weiße Flecken“.

Neuer Ausbildungskurs in der Notfallseelsorge Ende Oktober 2024

Der nächste Kurs zum Notfallseelsorger oder Notfallseelsorgerin startet Ende Oktober. In der Regel dienstags von 18.30 bis 21.30 Uhr sowie an vier Samstagen von 9 bis 16 Uhr werden die Teilnehmenden in Herten ausgebildet. In mehr als 160 Einsätzen im Jahr 2023 waren Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger im Kreis Recklinghausen und in Bottrop zur Stelle. Sie haben Menschen in unterschiedlichen Krisensituationen beigestanden. „Notfallseelsorger leisten Hilfe zur Selbsthilfe, indem sie Menschen in einer akuten Krisensituation wieder handlungsfähig machen“, erklärt Pastoralreferent Gregor Coerdt. Gemeinsam mit seinem evangelischen Kollegen Pfarrer Uwe Heubach leitet er die ökumenische Notfallseelsorge Emscher-Lippe mit Sitz in Herten. Rund 90 Notfallseelsorgende engagieren sich in vier Regionen, die jeweils eng zusammenarbeiten: Marl und Haltern, Recklinghausen und Herten, Ostvest mit Datteln, Oer-Erkenschwick, Waltrop sowie Gladbeck, Bottrop und Dorsten. Um weiterhin ein verlässliches Betreuungsangebot rund um die Uhr vorhalten zu können, wurden ehrenamtliche Mitarbeiter/innen gesucht, die mindestens 30 Jahre alt sein und psychisch belastbar sein sollten. Auf ihr Ehrenamt wurden sie dann mit einer qualifizierten Ausbildung in Theorie und Praxis vorbereitet, die alle wesentlichen Aspekte des Betätigungsfeldes der Notfallseelsorge umfasst.

Siehe auch: Kirchenkreis Gladbeck, Bottrop, Dorsten
Siehe auch:
Telefonseelsorge


Quellen: WAZ vom 3. Februar 2014. – DZ vom 13. Juni 2016. – Wikipedia (Aufruf „Notfallseelsorge“, 2017).

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