Ein bescheidener Mann des Bergbaus mit großen Verdiensten
1892 in Altendorf bis 1982 in Dorsten-Altendorf; Regierungsrat. – Man nennt sie die Männer der ersten Stunde und zollt damit ihrer Arbeit und Aufopferung in schwerer Zeit Respekt. Unter ihnen nimmt der Altendorfer Bernhard Ax einen besonderen Rang ein. Nicht nur auf Grund seiner gesellschaftspolitischen Arbeit, sondern auch durch seine menschliche Haltung. Während des Zweiten Weltkriegs plante und leitete Bernhard Ax, Sohn des Altendorfer Dorfschullehrers Friedrich Ax, den damals spektakulären Ausbau der 5. Sohle der Zeche Scholven/Zweckel für die Gewinnung von Hydrierkohle. Gleichzeitung leitete er das Grubenrettungswesen der Hibernia AG, wofür ihm die Silberne Grubenrettungsmedaille überreicht wurde. Nach dem Krieg gehörte Ax zu dem kleinen Kreis von Experten, die das Gesetz über den Bergmannversorgungsschein vorbereiteten. Nach Einrichtung einer nach diesem Gesetz errichteten Zentralstelle in Gelsenkirchen-Buer wurde Bernhard Ax bis zu seiner Pensionierung deren Leiter. Als nach dem Krieg in den intakt gebliebenen Schachtanlagen wieder Kohle gefördert werden sollte, gehörte Ax zu den bewährten Praktikern, die 1946 als Gedinginspektoren im Bereich des Landesarbeitsministerium eingesetzt wurden. Auch gehörte er der Parlamentarischen Grubensicherungskommission an, die tödlich verlaufene Unfälle zu untersuchen hatten. Sein politisches Interesse galt immer seinem Geburtsort Altendorf-Ulfkotte. Nach dem Ersten Weltkrieg gründete er dort den Kriegerverein und war maßgeblich am Bau des Krieger-Ehrenmals beteiligt. Den Altendorfer Schützen gehörte er schon damals an; nach dem Zweiten Weltkrieg war er deren Vorsitzender und von 1956 bis 1958 Schützenkönig. Ax, 1946 Gründungsmitglied des Ortsvereins der CDU, verhinderte als ehrenamtlicher Gemeindedirektor in den 1950er-Jahren den Bau von Hochhäusern in Altendorf-Ulfkotte.
Kein Mann der langen Rede, sondern der kurzen Argumentation
Über Bernhard Ax erzählt man sich auch eine Schmunzelgeschichte: Bis Mitte der 1930er-Jahre war er Schriftführer des Kirchbauvereins. Pfarrer Heming von St. Agatha sah das gar nicht gerne, denn er wollte seine Altendorfer Kirchenschäfchen bei St. Agatha halten. Die Altendorfer Bürger zeigten sich erbost über die „schlechte Behandlung“, die sie in Agatha erfuhren. Ihnen wurden dort die unbequemen Bänke zugewiesen. Daher wollten sie endlich eine eigene Kirche haben. Pfarrer Heming torpedierte dies, wo er nur konnte. Ax platzte der Kragen, als Ludwig Heming sogar die bereits angesammelte große Bau-Summe für Agatha anforderte. In einer Versammlung verkündete Bernhard Ax, dass er das Geld lieber der NSDAP-Ortsgruppe stiften würde, statt es nach Agatha zu geben. Aus Furcht wurde keine Gegenstimme laut. Der NSDAP-Ortsgruppenleiter, Bauer Wilhelm Schulte-Hemming, war ebenfalls Mitglied im Kirchbau-Verein. Sogar Pfarrer Heming blieb in dieser Sitzung still, wie er seiner Chronik anvertraute. So rettete Bernhard Ax das Geld für den Kirchbau, der 1937 begonnen werden konnte. – Menschen, die den „alten Ax“ als Weggefährten oder Nachbarn kannten, bescheinigten ihm, nie ein Mann der langen Reden, sondern der kurzen Argumentation gewesen zu sein, die er mit Humor zu würzen verstand.