Nicht gerade realitätsnah von Dorsten Kupferstiche angefertigt
1593 in Basel bis 1656 in Langenschwalbach; Kupferstecher und Verleger. – Er veröffentlichte 1642 das erste Bild von Dorsten als Festungsstadt, die es von 1633 bis 1674 war. Als früheste Darstellung ist Merians Abbildung ein wichtiges Zeugnis der vielseitigen Stadtgeschichte. Matthäus Merian war der Sohn des Sägmüllers und Ratsherrn Walther Merian. Nach dem Besuch des Gymnasiums erlernte er beim Zürcher Kupferstecher Friedrich Meyer das Zeichnen, Kupferstechen und Radieren, studierte von1610 bis 1615 in Straßburg, Nancy und Paris. Bereits mit 20 Jahren arbeitete der spätere Verleger als selbstständiger Künstler. Seine Reisen führten ihn 1616 auch nach Frankfurt am Main, wo er im Verlag de Bry arbeitete und ein Jahr später Maria Magdalena de Bry, die Tochter seines Arbeitgebers heiratete. Er zog 1620 nach Basel zurück, wo er das Zunftrecht erwarb und sich selbstständig machte. Nach dem Tod seines Schwiegervaters im Jahre 1623 führte er dessen Verlagshaus in Frankfurt fort und erwarb 1626 das Bürgerrecht. Seine Werke verkaufte er auf Jahrmärkten u. a. in Dresden, Prag, Nancy und Basel. Auf diesen Verkaufsreisen fertigte Matthäus Merian Stadtskizzen an, die er in seinem Atelier zu Kupferstichen ausarbeitete, wobei er sich einer Reihe von Mitarbeitern bediente. Nach dem Tode seiner Frau (1645) heiratete Merian 1646 Johanna Sibylla Heim. Aus seiner ersten Ehe stammen zwei Töchter und drei Söhne, darunter die auch in seiner Werkstatt tätigen Söhne Matthäus Merian d. J. und Caspar Merian. Aus der zweiten Ehe ging die Tochter Maria Sybilla Merian hervor, die begabte Blumen- und Insektenmalerin. Matthäus Merian starb nach langer Krankheit am 19. Juni 1650 in Langenschwalbach bei Wiesbaden. Er wurde auf dem Peterskirchhof in Frankfurt bestattet; sein Grab ist noch erhalten. Weniger bekannt als seine Verlegertätigkeit ist, dass Matthäus Merian sich intensiv mit religiösen Fragen befasste und Kraft aus seinem persönlichen Verhältnis zu Gott schöpfte. Ihm kam es vor allem auf die Ergriffenheit des Einzelnen durch den Geist Gottes an, weniger auf Kirche, Bibel und Sakramente. Im Jahr 1637 schrieb er im Anklang an einen Bibelvers:
„Der natürliche Mensch versteht nicht den Geist Gottes, es ist ihm eine Thorheit und große Kezerey, unnd obschon er der grösste Doctor were, unnd auf allen Schulen der Welt gelehret hette unnd alle Bücher sambt der Bibel ausswendig könnte, so hielffe und diene es doch alles zur Seligkeit nichts, wo nicht der Heilige Geist selbsten inwendigk in der Seelen lehret.“
Die Dorstener Kupferstiche
Die textliche Darstellung der Eroberung Dorstens durch die Hessen wird im dritten Band seines berühmtesten 1643 erschienenen Sammelwerks „Theatrum Europaeum“ geschildert. Im vierten Band stellt er die Rückeroberung durch die kaiserlichen Truppen dar. Über die besondere Rolle Dorstens berichtete er auf vier Textseiten und einem Faltblatt mit dem Belagerungsplan von 1641. Dieser Plan ist auch die Grundlage für die Abbildung in dem 1647 erschienenen Werk „Topographia Westphaliae“. Der Merian-Stich von Dorsten wurde zusammen mit dem Stadtwappen zum Sinnbild der Tradition für die Städte an der Lippe. Die bildlichen Darstellungen umfassen den Grundriss und eine in ihm eingezeichnete Silhouette der Stadt. Die Darstellung wird von dem Historiker Dr. Schuknecht als realitätsnah, aber nicht realitätsgetreu bewertet. Die Anzahl der eingezeichneten Türme stimme nicht mit dem Katasterplan von 1822 überein. Außerdem entstamme das hohe Haus auf der Ostseite der Agathakirche, das an der Stelle des Pfarrhauses steht, der Fantasie, vielleicht angeregt durch die frühere Bezeichnung für das alte erzbischöfliche Burghaus, für das die Bezeichnung „Hohes Haus“ den Rang, nicht aber die Gebäudehöhe bedeutet. Der Zeichner habe im Prinzip den Stadtgrundriss wiedergegeben, der Aufriss der Häuser zeige allerdings eine schematische Darstellung, wie sie von anderen Merian-Stichen bekannt sei. Es seien Werkstattarbeiten nach einer Skizze der wichtigsten Merkmale (Schuknecht).
Quellen:
Wikipedia, Online-Enzyklopädie. – Dr. Franz Schuknecht „Matthaeus Merian und der Plan der Festung Dorsten“ in HK 1993.