Als Landrat in Recklinghausen dem Fortschritt verpflichtet
1862 in Salzkotten/Kreis Büren bis 1926 in Münster; Landrat und Regierungspräsident. – Von 1894 bis 1913 war er Landrat in Recklinghausen und wirkte an der Gründung des Elektrizitätswerks Westfalen, des Wasserwerks Mülheim und des Wasserwerks für das nördliche westfälische Kohlenrevier mit. Ferner machte Merveldt sich durch die Einrichtung landwirtschaftlicher Lehranstalten und Lehrbetriebe, des Öffentlichen Chemischen Untersuchungsamtes, der Polizeischule sowie des ersten Kinderheims des Landkreises verdient. Unter seiner Ägide wurden die Dörfer in der Herrlichkeit Lembeck mit neuen Straßen verbunden: Kreisstraße Wulfen-Lembeck 1897, wenige Jahre später Lembeck-Rhade-Erle, Altschermbeck-Erle 1905, Altschermbeck-Holsterhausen bis zur Borkener Provinzialstraße 1909 und mit dem Bau der Verbindung Wulfen-Hervest wurde 1911 begonnen. Der von ihm beschlossene Bau der Kreisstraße Lembeck-Reken konnte aus finanziellen Gründen erst nach dem Ersten Weltkrieg begonnen werden.
Rechts- und Cameralwissenschaft in Göttingen und Leipzig studiert
Felix von Merveldt war der Sohn des Amtmanns und vormaligen preußischen Rittmeisters Clemens August von Merveldt und Marianne Theresia Sorga. Die „besitzlose“ Familie gehörte dem in Westfalen verzweigten katholischen Adelsgeschlecht an. Felix von Merveldt besuchte das Gymnasium Paulinum in Münster, studierte Rechts- und Cameralwissenschaften an den Universitäten Göttingen und Leipzig – eher ungewöhnliche Studienorte für einen katholischen Grafen – und schlug nach der zweiten Staatsprüfung die Verwaltungslaufbahn ein. Von 1883 bis 1884 war er Einjährig Freiwilliger im 2. Hessischen Infanterie-Regiment Nr. 82 und Hauptmann der Landwehr. 1886 wurde er zum Gerichtsreferendar beim Oberlandesgericht Hamm ernannt und war ab 1888 bei der Regierung in Kassel, wurde 1891 an das Landratsamt Lingen überwiesen und anschließend als stellvertretender Polizeipräsident nach Magdeburg. 1893 war er mit der Vertretung des beurlaubten Landrats des Kreises Recklinghausen beauftragt und wurde 1894 definitiv zum Landrat ernannt.
Staatskarriere war auch für seinen Stand nicht alltäglich
Mit 31 Jahren war dies in der preußischen Verwaltung eine nicht gerade alltägliche Karriere, zumal der ihm übertragene Kreis hinsichtlich seiner Einwohnerzahl zu den größten Preußens und aufgrund seines industriellen Potentials zu den wirtschaftlich herausragenden der beiden Westprovinzen gehörte. Das Amt behielt er, gemessen an seinem ersten raschen Karrieresprung, außerordentlich lange. Erst 19 Jahre später, ein Jahr vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, erreichte ihn die Ernennung zum Regierungspräsidenten von Münster. Dieses Amt übte er bis zur einstweiligen (politischen) Pensionierung im Jahre 1922 aus. Mit ihm wurden sieben andere Regierungspräsidenten aus politischen Gründen entlassen, darunter die von Aachen, Koblenz und Osnabrück. Über die Gründe wurde nur spekuliert, allem Anschein nach passte dem preußischen Innenminister Severing die politische Einstellung der Regierungspräsidenten nicht. Die Entlassung Graf von Merveldts fand unter unwürdigen Umständen statt, was zu einer öffentlichen Erregung bei Politikern und in den Zeitungen führte.
Im Ersten Weltkrieg leitete Merveldt vorübergehend die deutsche Verwaltung des russischen, in der Anfangsphase des Krieges unter deutsche Kontrolle geratenen Teils von Polen. Im weiteren Kriegsverlauf nahm Merveldt noch Aufgaben als Staatskommissar für Ernährungsfragen für die Provinzen Westfalen, Rheinland und Hessen-Nassau sowie als Vorsitzender des Westfälischen Viehhandelsverbandes und der Provinzial-Fleisch- und Fettstelle sowie der Provinzial-Kartoffelstelle wahr.
Viele Ämter und Orden
Felix von Merveldt war Mitglied von Aufsichtsräten, Vorständen und Verwaltungsräten verschiedener kommunaler Unternehmen, Vorsitzender des Volkswirtschaftlichen Prüfungsamtes an der Universität Münster und Mitglied des westfälischen Altertumsvereins. Ausgezeichnet war er mit der Landwehrdienstauszeichnung I. Klasse, dem Roten Adlerorden IV. Klasse mit Krone, dem Kronenorden III. Klasse, dem Eisernes Kreuz II. Klasse am weiß-schwarzen Band. Seit 1895 war er mit der Recklinghauserin Hedwig Limaer verheiratet, Tochter des vermögenden Fabrikanten Franz Limaer und seiner Frau Hedwig Wolf. Von 1897 bis 1919 saß Merveldt im Provinzial-Landtag. Nach dem Ende des Weltkriegs trat Merveldt in die Deutschnationale Volkspartei ein und gehörte von 1924 bis zu seinem Tod 1926 dem Reichstag an. Er starb an einem Schlaganfall. – Die Häuser Auguste-Victoria in Marl-Hüls und das Kreishaus am Herzogwall in Recklinghausen, die unter seiner Ägide als Landrat errichtet wurden, erinnern heute ebenso an ihn wie die Merveldtstraßen in Marl und Recklinghausen.
Quellen:
Nach Wikipedia, Online-Enzyklopädie. – HK 1927.