Als Maler bewegte er sich in der internationalen Kunstszene
1901 in Coesfeld bis 1969 in Hamburg; Maler. – Im Untergeschoss des Herrenhauses von Schloss Lembeck kann der Besucher Gegenwartskunst begegnen. Hier ist in der ehemaligen Schlossküche eine Galerie eingerichtet worden, die Werke des Malers Hans-Hubertus von Merveldt zeigt. Am Ende des Ersten Weltkriegs wurde er zwar noch Fähnrich, aber nicht mehr Offizier. Merveldt bedauerte das nicht, wie Josef Müller-Mahrein in seinem Nachruf in der „Zeit“ schrieb. „Er dachte nur im Zorn an seine Kadettenzeit zurück. Er war zum Soldaten nicht geschaffen, sondern als Kind in die Uniform gesteckt worden, weil er ungebärdig war. Er blieb es sein Leben lang.“ Hanns Hubertus, der der Coesfelder Nebenlinie der Merveldts entstammte, verstieß gegen die Tradition der Familie, als er, weil ihm das Studium der Malerei verwehrt wurde, in die Anstreicherlehre ging. Dass er ein gelernter Handwerker war, ehe er 1921 die Kunstakademie Karlsruhe besuchte, darauf war er immer stolz. In seinen Bildern verband er die oft gerühmte Meisterschaft der malerischen und zeichnerischen Technik mit handwerklicher Sorgfalt eines Anstreichers. Seine Arbeiten sind beeinflusst von Hodler, Amiet und von den Künstlern der „Brücke”, insbesondere Kirchner.
Für „Nacht am Kai“ in Münster einen Kunstpreis erhalten
Nach dem Studium ließ sich Merveldt als freischaffender Künstler in Berlin nieder, wo er Kontakte zur Berliner Sezession bekam, die ihn finanziell förderte. 1926 und 1927 unternahm der Künstler zwei Italienreisen und ließ sich anschließend für vier Jahre in Paris nieder. Danach kehrte er nach Berlin zurück und erhielt 1932 den „Großen Staatspreis“ der Berliner Akademie. Auf der Herbstausstellung der Preußischen Akademie der Künste im Jahre 1935 war Merveldt mit dem Bild „Nacht am Kai“ vertreten. Für diese Arbeit erhielt er im selben Jahr anlässlich der Jahresausstellung des Westfälischen Kunstvereins in Münster den Kunstpreis. Außerdem kam aus Pittsburgh eine Einladung, sich an der „International Exhibition of Contemporary Painting in Carnegie Institute“ zu beteiligen, was ihn in eine Reihe mit den ebenfalls aufgeforderten Künstlern Dix, Hofer, Pechstein und Schrimpf stellte. Das alles schützte ihn nicht davor, dass seine Bilder im Dritten Reich aus den Museen als „entartet” entfernt wurden.
Grab in der MIchaeliskapelle Lembeck
Im Sommer 1948 siedelte Merveldt nach Hamburg um, wo seine Frau Eka, eine Journalistin der „ZEIT“ und Reiseschriftstellerin, arbeitete. Sie heirateten 1949 in Hamburg. In der Folgezeit entstand dort eine Serie von Bildern mit Motiven aus dem Hamburger Hafen. In den Jahren zwischen 1958 und 1964 beteiligte sich Merveldt noch an zahlreichen Ausstellungen. Er hielt sich in dieser Zeit häufig in Spanien auf und zog sich schließlich vom inzwischen von der abstrakten Malerei dominierten Ausstellungsbetrieb zurück. Merveldt liebte die hellen Landschaften des Mittelmeerraums und setzte sie in Stillleben, figürlichen Kompositionen und Porträts in Gegensatz zu den herben und gedämpften Bildern des Nordens um. – Hanns Hubertus von Merveldt starb in Hamburg, wo ein Geistlicher namens Graf von Merveldt das Seelenamt las und die Familie Merveldt ihn danach nach Westfalen holte. Er hat sein Grab an der Michaeliskapelle in Lembeck.
Eka von Merveldt betreute das Werk ihres verstorbenen Mannes
Seine Frau Eka Gräfin von Merveldt, geborene Müller (1911 in Kowanowko an der Welna bis 1997 in Lembeck) gehörte als Reisejournalistin seit Gründung der „ZEIT“ 1946 bis 1972 der Redaktion in Hamburg an und leitete das Reiseressort. In dieser Zeit sind auch viele ihrer Reisebücher entstanden, darunter „Weltreisen für Anfänger“ und „Reisen zu neuen Weltwundern“. Nach dem Tod ihres Mannes setzte sie sich bis in die letzten Wochen ihres Lebens mit der ihr eigenen Energie dafür ein, dass sein Werk weiterlebt. Die letzten Monate ihres Lebens verbrachte sie in Schloss Lembeck, wo sie mit 85 Jahren 1997 starb.
Jubiläumsausstellung Paul und Hanns Hubertus von Merveldt im Schloss
50 Jahre nach dem Tod von Hanns Hubertus Graf von Merveldt und 90 Jahre nach dem Tod von Paul Graf von Merveldt wurde Anfang Oktober 2019 in der Galerie Schloss Lembeck ein Jubiläums-Ausstellung zum Thema: „Sehnsucht nach dem mediterranen Klang“ gezeigt. Am 6. Oktober 2019 jährte sich der Todestag Malers Hanns-Hubertus Graf von Merveldt (HHM) zum 50. Mal und Paul Graf von Merveldt, der die gleiche künstlerische Passion teilte, starb am 15. März 1929. Beide sind nahe Verwandte der Grafenfamilie Melveldt in Lembeck. Aus diesen beiden Anlässen ließ die Familie von Merveldt die im Schloss Lembeck seit 1973 befindliche Dauerausstellung für Hanns-Hubertus Graf von Merveldt jetzt für beide Maler neu gestalten.
Siehe auch:
Künstler, bildende (Artikelübersicht)
Lembeck, Schloss