Er war der größte Adelshof von besonderer Pracht in Münster
Der größte der 40 münsterschen Adelshöfe, der Merveldter Hof an der Ludgeristraße, hat die Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg (1941) nicht überstanden. Der Merveldter Hof gehörte den Freiherrn bzw. Grafen von Merveldt auf Lembeck. Sie bekleideten beim Fürstbischof von Münster das Erbmarschallsamt. Das Palais war ein Werk des Architekten G. L. Pictorius und wurde im Jahr 1702 erbaut. Seiner Anlage nach war das Gebäude ein typischer Adelshof: Von den Seiten eines mit einer großzügigen Freitreppe ausgestatteten Mittelbaus gingen zwei niedrigere Seitenflügel aus. Zur Straße hin begrenzte ein schmiedeeisernes Gitter das Hofareal. Als Besonderheit des Bauwerks galt, dass sich in ihm keine Korridore befanden. Alle Räume waren direkt miteinander angeschlossen. Von besonderer Pracht und Ausstrahlung soll der mit Gobelins ausgestattete Festsaal gewesen sein. – An dem Ort, an dem der Merveldter Hof einst stand, befindet sich heute ein Kaufhaus.
Die münsterschen Adelshöfe dienten dem Adel vor allem als Wintersitze, weil es zum einen in den Burgen und Steinhäusern auf dem Land zu kalt und ungemütlich war, und zum andern, um am gesellschaftlichen und politischen Leben in der Stadt teilnehmen zu können. Die Höfe waren das Gegenstück zur außerhalb der Stadt liegenden Wasserburg, in der man die übrige Zeit des Jahres lebte. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg waren 40 Wohnungen des Adels in Münster vorhanden. Einige Straßenzüge hatten ebenso viele Adelshöfe aufzuweisen wie Bürgerhäuser. Der berühmteste und prächtigste Hof, der Erbdrostenhof, steht nach Zerstörung und Wiederaufbau an der Salzstraße und beherbergt das Westfälische Amt für Denkmalpflege.
Quelle:
Entnommen: Detlef Fischer „Münster von A bis Z“, Aschendorff Verlag, Münster 2000.