Das größte Bistum in Deutschland wurde zerstückelt
Zum Fürstbistum Münster gehörten die Herrlichkeit Lembeck mit den Dörfern (heute Stadtteile) Lembeck, Rhade, Wulfen sowie die heute zu Raesfeld gehörende Gemeinde Erle und zu Schermbeck gehörende Gemeinde Altschermbeck. Die Stadt Dorsten hingegen gehörte zum Erzbistum Köln. Die Lippe war die Grenze. Am Schnittpunkt zweier wichtiger Straßen mit dem Fluss Aa errichtete Karl der Große an der Stelle einer germanischen Siedlung des 3. Jahrhunderts und einer sächsischen Siedlung des 7./8. Jahrhunderts um 782 eine Befestigung, die der Friese Luidger (Liudger) unter Gründung eines Klosters 793 zum Sitz seiner bischöflichen Friesenmission machte (805 Weihe zum Bischof).
Wichtigste Abtei war Werden
Der Name Mimigernaford (819) wich später (1069) dem Namen Monastere (lat. monasterium, Kloster). Das dem Erzbistum Köln angehörige Bistum umfasste das Gebiet zwischen Oberlauf der Issel, Lippe und Ems sowie fünf bzw. sieben friesische Gaue, die an Groningen und Deventer (Hengelo, Borculo, Winterswyk) verloren gingen. Wichtigste Abtei war Werden, das allerdings 864 von Münster gelöst wurde. Das weltliche Herrschaftsgebiet ging von der Goherrschaft in einigen Großkirchspielen aus. Dazu kam im Jahre 1122 der Erwerb der Grafschaft Cappenberg und der Herrschaften Stromberg (vor 1170), Emsland (Grafschaft im Emsgau), Vechta und Aschendorf (1252), Horstmar (1269), Lohn (1316), Cloppenburg (1400), Ahaus (1406) und Ottenstein (1407), der zeitweise Erwerb von Delmenhorst (1482 bis 1547) und Wildeshausen (1428 bis 1634) sowie die Verdrängung der Grafen von der Mark aus ihrer Stellung nördlich der Lippe im späten 14. Jahrhundert.
Oberstift und Niederstift
1173 wurde die Stiftsvogtei der Grafen von Tecklenburg abgelöst. Unter Otto IV. wurde der Bischof zum Reichsfürsten erhoben. In seiner endgültigen Gestalt war das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis gehörige Hochstift in das Oberstift nur über eine schmale Landbrücke bei Lingen verbunden und somit mit dem 1272 entstandenen, aber erst 1667/76 auch geistlich dem Bistum Münster unterstellten Niederstift geteilt. Das Oberstift umfasste die Ämter Wolbeck (mit der Hauptstadt Münster und den Städten Beckum, Ahlen Telgte, Sendenhorst und Steinfurt), Sassenberg (mit der Stadt Warendorf), Stromberg, Werne, Dülmen, Lüdinghausen, Ahaus und auf dem Bram (mit den Städten Borken, Vreden, Stadtlohn), Horstmar (mit den Städten Horstmar, Coesfeld, Billerbeck, Metelen und den Kirchspielen Bornhorst, Holzhausen), Rheina, Lahr, Bevergern und Bocholt (mit den Städten Bocholt und Weerdt). Das Niederstift umfasste Meppen, Cloppenburg, Vechta und Bersenbrück.
Größtes geistliches Fürstentum im Reich
Vom Umfang her war Münster das größte geistliche Fürstentum im Deutschland. Von 1450 bis 1457 war der Münsteraner Bischofstuhl in der Münsterschen Stiftsfehde umkämpft.1534/35 errichteten die Täufer in Münster ein demokratisch-sozialistisches Reich. Der Lembecker Schlossherr Bernhard von Westerholt, der im militärischen Dienst des Bischofs stand, eroberte Münster für den Bischof zurück. Der Versuch des Bischofs, Münster in ein weltliches Fürstentum umzuwandeln, scheiterte. 1571 verkündete der Fürstbischof eine Landgerichtsordnung sowie eine Hofgerichtsordnung. In der Reformation gingen Bentheim, Gronau, Oeding, Gemen und Werth zum Luthertum bzw. Calvinismus über. Danach erfolgte die Gegenreformation.
An den Staat Preußen gefallen
1773 wurde in der Stadt Münster eine Universität gegründet. 1802/03 wurde der östliche Teil des Hochstifts (Fürstentum) mit 194 Quadratkilometern und 310.000 Einwohnern preußisch. Das säkularisierte Fürstbistum wurde neu zerstückelt: Es entstanden u. a. die Ämter Meppen (Herzöge von Arenberg), Rheina und Teile des Amtes Wolbeck (Haus Looz-Corswarem), Teile des Amtes Horstmar (Fürsten Salm-Grumbach), Bocholt und Ahaus mit der Herrlichkeit Lembeck (Fürsten Salm-Salm und Salm-Kyrburg) und Dülmen (Herzog von Croy). 1806 übernahmen die Herzöge von Arenberg und die Fürsten zu Salm die bei Looz-Corswarem und Croy befindlichen Landesteile auf, kamen aber dann selbst zu Frankreich. 1807 wurde der preußische Teil mit dem Großherzogtum Berg vereinigt und kam 1810 unmittelbar zu Frankreich. 1815 fiel das Oberstift größtenteils an Preußen (Provinz Westfalen), das Niederstift an Hannover (und somit 1866 ebenfalls an Preußen) und Oldenburg, 1946 an Nordrhein-Westfalen.