Die einst „Junge Wilde“ ist in China wie in Los Angelos altbekannt
Geboren 1951 in Tien Tsin, aufgewachsen in Dorsten; Malerin und Bildhauerin in Düsseldorf und Berlin. – Ihre Familie ist in Dorsten wohlbekannt: Vater Arzt, Mutter sozial und kirchlich engagiert, Bruder ebenso Arzt – und sie, noch mit einer Schwester aufgewachsen, ist eine erfolgreiche Künstlerin. Julia Lohmann machte sich schon nach dem Abitur 1970 mit dem festen Willen auf den Weg nach Düsseldorf, um einerseits der „muffigen Provinz“ in Dorsten zu entgehen und andererseits in der Rhein-Metropole Kunst zu studieren. Malen und Zeichnen konnte Julia Lohmann schon immer. Bei den Ursulinen bekam sie von Sr. Paula (Tisa von der Schulenburg) ihr erstes künstlerisches Rüstzeug mit auf den Weg. Der führte sie direkt zur Staatlichen Kunstakademie, wo die Professoren Joseph Beuys und Erwin Heerich ihr von Dorsten mitgebrachtes Rüstzeug so ausbildeten, dass Julia Lohmann nach dem Staatsexamen in Kunst und Kunstwissenschaft ab 1981 den Sprung in den freien Beruf als Malerin und Bildhauerin wagte. Im Studium an der Kunstakademie durchlief die „Junge Wilde“ mit Neigung zur „Neuen deutschen Malerei“ die „Ochsentour“ der Malsäle, zeichnete naturalistisch, wollte abbrechen, doch Beuys gab ihr neue Denkanstöße. Sie blieb dabei und nach dem Studium in Düsseldorf, zeichnete und malte sie in ihrem Atelier, verkaufte Bilder und lebte auch von Führungen in Kunstmuseen. Denn Goya, Manet, Picasso, Tapies, Klee und auch Malewitsch sind ihre „Lieblinge“ unter den Malern.
Julia Kohmann hat gefunden, was sie suchte
Sie malt mit kraftströmenden Farben, fand anfangs noch keinen eigenen Stil, wollte eine „junge Wilde“ sein, gebärdete sich mit Pinsel und Leinwand vorerst aber noch zahm. Mutig führte sie Menschen und Abstraktionen großräumig zur Einheit zusammen. Davon konnten sich Dorstener Besucher der Kunstgalerie von Schloss Lembeck überzeugen, als Julia Lohmann 1982 und 1986 auf Einladung des Dorstener Kunstvereins nach über zehn Jahren die Brücke zu ihrer Heimatstadt wieder betrat und ihre Werke im Schloss zeigte. Der Betrachter spürte das experimentelle Suchen der Künstlerin nach schwierigen, nur farbräumlich zu lösenden Problemen. Mittlerweile hat sie gefunden, was sie suchte. Doppelbödiges, Stimmungshaftes, Hintergründiges hat sie betont. In ihren Werken sieht man so manches Autobiografisches.
Lehrauftrag und Stipendien
Julia Lohmann machte Karriere. Sie war 1984 Mitbegründerin des „Pozozza Museums“, hatte 1988/89 einen Lehrauftrag an der Düsseldorfer Kunstakademie, arbeitete von 1989 bis 1993 in Los Angelos (USA), danach im Künstlercamp „Arts Council Karachi Pakistan“ in Lahore, ging 1995 nach Kyoto (Japan) und hat seit 1996 eine Gastprofessur an der Academy of Fine Arts in Tianjin und am College of Contemporary Fine Arts in Tianjin (China). Ihre Arbeit wurde mit vielen Stipendien und Preisen gewürdigt: 1984 Förderpreis der Stadt Düsseldorf, Förderungspreis des Landes NRW; 1987 Stipendium der Stiftung Skulpturenpark Seestern, Düsseldorf; 1989 Förderpreis zum Rubenspreis der Stadt Siegen; 2002 Publikationsförderung des Kunstfonds Bonn; 2005 Artist in Residence, Centre d´Art Marnay/s/Seine, Frankreich.
Ausstellungen
Ihre Werke sind nicht nur in Galerien und Sammlungen zu sehen, auch im öffentlichen Raum stehen Auftragsarbeiten: Düsseldorf (U-Bahnstation), Bonn (Deutscher Werkbund), Potsdam (Rosa Luxemburg Gesamtschule), Gießen (Deutsche Post), Recklinghausen (Gustav-Heinemann-Haus). Einzelausstellung in Galerien, Museen, staatlichen und privaten Kunsthallen hatte Julia Lohmann u. a. in Düsseldorf, Esslingen, Köln, Kassel, Art Gallery Wilkes Barre University USA, Frankfurt Siegen, Mandeville Gallery UC San Diego USA, Mannheim, Würzburg, Mülheim Ruhr, Konstanz, Kodama Galerie Osaka Japan, Bad Säckingen, Gladbeck, Oerlinghausen, Aachen, Art Center Istanbul, Kaarst, Dortmund, Koblenz, Karlsruhe, Weitendorf/Wismar, Emergence, Camac, Marnay-sur-Seine (Frankreich). – Gruppenausstellungen u. a. in Rotterdam (Niederlande), Metz (Frankreich), Turin (Italien), Los Angelos (USA), Hannover, Paris, Potsdam, Heidelberg, Hagen, Santander (Spanien), Kelija (Slowenien), Lahore (Pakistan), Warschau (Polen), Dresden, Kyoto (Japan), Berlin, Istanbul (Türkei), Gelsenkirchen, Qingdao (China), Seoul (Korea), Biennale Liverpool (UK), Moskau, Tianjin (China), Shanghai (China).
Im Juni/Juli 2015 stellte Julia Lohmann in der Bonner Underground-Buchhandlung Papierarbeiten und Objekte zum Thema „drehen-wenden“ aus. Parallel dazu lief ihre Ausstellung „Rote Kammern“ im Landesmuseum Bonn aus. Dazu erschien im Richter-Verlag ein Katalog „Rote Kammern“.
Siehe auch:
Künstler, bildende (Artikelübersicht)