Bürgermeister mit der bislang längsten Dienstzeit - von 1999 bis 2014
Geboren 1948 in Dorsten; Bürgermeister von 1999 bis 2014. – Der gelernte Buchdrucker und frühere Sozialreferent beim Bischof von Münster wurde 1997 Nachfolger von Werner Schroer als Fraktionschef im Rat der Stadt Dorsten und führte die CDU 1999 in den siegreichen Kommunalwahlkampf. Er konnte seine Partei von 42,7 auf 53,2 Prozent und damit zur absoluten Mehrheit führen, während die SPD 1999 von 44,9 auf 36,5 Prozent rutschte. Bei der darauf folgenden Stichwahl erhielt er 61,3 Prozent, sein SPD-Kontrahent Fragemann 38,7 Prozent. Bei der Kommunalwahl 2004 stellte sich Lütkenhorst wieder den Wählern. Seine Partei behielt mit 51,1 Prozent knapp die absolute Mehrheit; Lütkenhorst wurde mit 64,3 Prozent wiedergewählt, seine SPD-Herausforderin Gudrun Kühn erhielt 35,7 Prozent, so dass Lütkenhorst für die nächsten fünf Jahre weiterhin Bürgermeister blieb.
Mit 55 Prozent der Wählerstimmen im Amt bestätigt
Bei den Kommunalwahlen im September 2009 wurde er mit 55 Prozent im Amt bestätigt. Der von der SPD aufgestellte Gegenkandidat, Pfarrer Dr. Hans-Udo Schneider, hatte keine Chance. Nach seiner Wahl zum Bürgermeister richtete er den so genannten Bürgermeister-Stammtisch ein, bei dem er in den Stadtteilen die Bürger einlud, um mit ihnen über deren Probleme zu diskutieren. Der erste Stammtisch fand im Februar 2000 in Dorstens kleinsten Stadtteil Deuten statt. Die Gesprächsthemen waren fehlende Kindergartenplätze, die Verkehrsbelastung auf der B 58, Container-Standorte für Flüchtlinge. Öffentliche Kritik forderte Lambert Lütkenhorst wegen seines Agierens bzw. seiner Verantwortlichkeit bei gleich mehreren schwerwiegenden Fällen heraus: Unrechtmäßige Abschiebung, Schlendrian im Jugendamt, überbordende Verschuldung der Stadt. Auch das von ihm geförderte „Mercaden“-Bauprojekt war schon in der Planungsphase zum Scheitern verurteilt. Es scheiterte dann auch. Wegen der Finanzkrise, in der die Stadt unter Bürgermeister Lütgenhorst hineinschlitterte, forderte die SPD-Fraktion des Rates Ende 2011 den Rücktritt des Bürgermeisters. Darauf reagierte Bürgermeister Lambert Lütkenhorst in der Ratssitzung Ende Januar 2012 mit Gelassenheit, wie die DZ am 31. Januar 2013 Lütkenhorst zitierte: „Man muss damit leben, dass entweder der liebe Gott, der Bürger oder ich selber darüber entscheide.“ Der sogenannte Dortener Kunstpreis wurde medienwirksam von der Stadt begründet und nach der ersten Verleihung 2008 an einem viel für die Stadt tätigen Architekten wieder sang- und klanglos eingestellt.
Nachfolger wurde 2014 Tobias Stockhoff, ebenfalls CDU
Lütkenhorst verzichtete darauf, seine volle Amtszeit bis 2015 zu Ende zu bringen. Damit ermöglichte er, dass schon 2014 bei der Kommunalwahl auch die vorgezogene Bürgermeisterwahl stattfinden konnte. Zu seinem Nachfolger wurde Tobias Stockhoff (CDU) gewählt, der sich noch gegenüber seinem Kontrahenten Michael Baune (SPD) in einer Stichwahl behaupten musste. Klaus-Dieter Krause in der DZ vom 18. November 2013: „Wenn Lütkenhorst Mitte Juni 2014 das Ruder aus der Hand gibt, hat er die Dorstener Geschicke 15 Jahre lang gelenkt, so lange, wie noch kein (hauptamtlicher) Bürgermeister vor ihm.“ – Im Februar 2015 verlieh ihm der Rat den von der CDU beantragten Ehrentitel „Altbürgermeister“. Das war er sowieso von amtswegen wie seine Vorgänger auch.
„Kluge Köpfe braucht unsere Region“ – Gründer, Inhaber und Entscheider
Im September 2019 kam Lambert Lütkenhorst als „Altbürgermeister“ noch einmal zu medialen Ehren, als ihn der Verlag der Dorstener Zeitung“ auf die Titelseite des informativen Werbehefts „Köpfe“ setzte. Auf 78 Seiten sind darin 55 aktive Geschäftsinhaber der Dorstener Wirtschaftsregion in Wort und Bild unter dem Motto „Kluge Köpfe braucht unsere Region“ dargestellt wie Optiker, Landwirte, Autohaus-Inhaber, Immobilienmakler, Gartenpfleger, Altenbetreuer, Bestattungsunternehmer und andere. Den Leser verwunderte es, dass darunter als einziger Nichtunternehmer ein ehemaliger Bürgermeister vertreten ist, der zuvor Angestellter des Katholischen Arbeitsnehmer-Bewegung (KAB) und des Bistums Münster war. Dazu Stefan Diebäcker, Redaktionsleiter der DZ, im Vorwort: „Er passt auf dem ersten Blick nicht recht in unsere Auswahl. … Er ist inzwischen 71 Jahre alt, Rentner also, kein Unternehmer, unternimmt aber noch sehr viel. Nicht beruflich sondern privat.“ Lambert Lütkenhorst betätigt sich ehrenamtlich als Busfahrer für Reisen von Vereinen und Verbänden an irgendwelche Ausflugsorte. Übrigens hatten Unternehmer auch die Möglichkeit, beim Verlag Sonderexemplare mit ihrem Titelbild zu buchen. Lütkenhorst brauchte dies offensichtlich nicht. Er war auf dem Titelbild der Hauptauflage, in er seinen Übergang vom beamteten Bürgermeister in den Rentnerstand mit einem Kompliment für die Lokalzeitung beschreibt: „Mein Wissen reduzierte sich von einem Tag auf den anderen auf das eines Zeitungslesers…“
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