Konsequent im Widerstand gegen den Nationalsozialismus gewesen
Die katholischen Arbeitervereine sind eine Reaktion auf die Industrialisierung, in der die überkommene gesellschaftliche und soziale Ordnung aufgelöst wurde, große Teile der Bevölkerung in Not kamen und Ungerechtigkeiten ausgesetzt waren. Die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) ist der Zusammenschluss aller katholischen Knappen- und Arbeitervereine nach Kirchengemeinden. – Die Vereine waren ein Hauptträger der christlichen Arbeiterbewegung und spielten im Verbandskatholizismus eine bedeutende Rolle. Sie entstanden in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts und entwickelten sich mit Unterstützung des Volksvereins für das katholische Deutschland zu einer Bewegung, die vor dem Ersten Weltkrieg Eindrittel der katholischen Industriearbeiter umfasste. Organisatorisch folgten die Arbeitervereine dem Pfarrsystem mit einem geistlichen Präses an der Spitze, der durch den zuständigen Diözesanbischof ernannt wurde, sowie einem Vizepräses, den die Mitglieder wählten. –
Die katholischen Arbeitervereine betätigten sich weltanschaulich-religiös und zunehmend auch politisch. Sie waren ebenso Bildungs- wie Geselligkeitsvereine. Auf Bezirks- oder Diözesanebene bestanden Arbeitersekretariate, deren Sekretäre einerseits organisatorische Aufgaben wahrnahmen, zum anderen als Berater und Vertreter der Mitglieder in Fragen des Arbeits-, Sozialversicherungs- und Mietrechts fungierten. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs versuchte die KAB die Arbeiter in die Weimarer Republik einzugliedern und warnte schon 1923 in ihrem Verbandsorgan „Der Arbeiter“ vor der Gefahr der aufkommenden NSDAP-Bewegung.
Im Widerstand gegen den Nationalsozialismus
Die KAB führte den Kampf gegen den Nationalsozialismus konsequent. Durch das Reichskonkordat geschützt, konnte die KAB zwar nicht verboten werden, doch die nationalsozialistischen Behörden erschwerten ihr das Vereinsleben und die Gestapo verhaftete führende Mitglieder, ohne freilich den Bestand der KAB gefährden zu können. Bei Kriegsausbruch hatte die KAB noch 200.000 Mitglieder, unter denen sich auch aktiver Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime regte. Im Umfeld der Maßnahmen gegen den militärischen und politischen Widerstand des 20. Juli 1944 wurden auch die Arbeiterführer Gottfried Könzgen, Nikolaus Groß, Hermann-Joseph Schmitt und Bernhard Letterhaus verhaftet; Groß und Letterhaus vom Volksgerichtshof verurteilt und hingerichtet. Nach 1945 bildeten sich die KAB-Vereine neu, deren Organisation durch die Verfolgung des letzten Kriegsjahres zum Erliegen gekommen war.
KAB-Gruppen im Dekanat Dorsten
Bergleute gründeten 1885 die älteste KAB-Gruppe in Dorsten, St. Barbara in Feldhausen. Ihr folgten in Hervest St. Paulus (1901), Dorsten-Altstadt (1903), in Lembeck St. Joseph (1904), in Holsterhausen St. Antonius (1908), in Wulfen St. Matthäus (1912), in Hervest-Dorsten St. Josef (1921), in Rhade St. Urbanus (1922), in Holsterhausen St. Bonifatius (1923), auf der Hardt St. Nikolaus (1965), in Altendorf-Ulfkotte St. Norbert, St. Johannes in der Feldmark, St. Barbara in Barkenberg. Heute kümmert sich die KAB über ihr 1960 gegründetes „Weltnotwerk“ vor allem um die Partnerschaft zu Entwicklungsländern und arbeitet hier eng mit der „Jungen Gemeinschaft“ und der Christlichen Arbeiter-Jugend zusammen. 1999 beschloss die Stadtverbandskonferenz, der Heimatpflege größeren Raum zu geben, denn im Jahrtausend der Globalisierung seien der Bezug zur Heimat, die Orientierung und Identität besonders wichtig.
Der aktuelle KAB-Vorstand – seit 2019 im Amt
Beim Stadtverbandstag der KAB im März 2019 wurde der Vorstand neu gewählt: Vorsitzender wurde Hugo Bechter. Die weiteren Mitglieder sind Hermann Wienhues, Heinz Winkelmann, Klaus Schakulat, Günter Kiefer als Präses, Hedwig Schnatmann, Änne Schulten und Georg Polotzek.
Quellen: Festschrift „KAB St. Antonius 1908-1983“, Dorsten 1983. – Hugo Bechter: „Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) – Immer wieder Aufbrüche“ in HK 2000.