Nach 1945 wollte er sich nie wieder politisch betätigen – doch dann in der CDU
1927 in Dorsten bis 2005 ebenda; Industriekaufmann und Politiker. – Jahrzehntelang hat er das gesellschaftliche und politische Leben in seiner Heimatstadt mitgeprägt. Als sich nach dem Krieg demokratische Verhältnisse bildeten, trat Werner Kirstein 1953 in die CDU ein. Da war er gerade 25 Jahre alt. Der Eintritt Kirsteins in die Politik war damals in Dorsten nicht unumstritten, denn allzu bekannt war Kirsteins aktive Führer-Zugehörigkeit zur Hitlerjugend. Er war ein strammer und ideologisierter Hitlerjunge in Holsterhausen, erinnern sich viele Dorstener und waren verwundert, ihn nach dem Krieg wieder politisch tätig zu sehen. Kirstein selbst beflügelte jene Verwunderung, weil er nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches, nie wieder in die Politik gehen wollte. 1938 kam er als Zehnjähriger zum Jungvolk, 1943 schien seine Karriere dort – er war inzwischen Fähnleinführer – beendet zu sein. Ihn zog es wie den älteren Bruder (als Jagdflieger vermisst in Russland) zur Flieger-HJ. Doch man holte ihn zum Jungvolk zurück, weil dort Personalmangel herrschte. Werner Kirstein, der eine Lehre als Industrie-Kaufmann bei den Dorstener Drahtwerken absolvierte, wurde Jungstammführer und übernahm zusätzlich die örtliche HJ-Leitung, mit der vor ihm der spätere SPD-Politiker Heinz Seeger beauftragt war. Seeger, damals 17 Jahre alt, war Ende 1943 in der Nachfolge von Fred Languth Stammführer der HJ geworden. Die Doppelfunktion Werner Kirsteins als Jungvolk- und HJ-Führer währte von März bis August 1944, es folgte die Einberufung zum Arbeitsdienst. Bei Kriegsende begegnete Werner Kirstein dem Kaplan Hubert Tombrink. Durch ihn stieß der Holsterhausener zum Kreis „Junge Familie“ in St. Josef, aus dem sich die Junge Union entwickelte. Kirstein lernte dort den jung verheirateten Hans Lampen kennen und bekam wieder Boden unter die Füße, stieg in die Politik ein, wurde 1960 Ratsmitglied der CDU, 1969 Fraktionsvorsitzender sowohl in Dorsten als auch in der CDU-Kreistagsfraktion (bis 1994).
Abgeordneter der CDU im nordrhein-westfälischen Landtag
Von 1980 bis 1990 saß Werner Kirstein für die Christdemokraten im Düsseldorfer Landtag. Seine Schwerpunkte waren Haushaltskontrolle, Grubensicherheit und Kommunalpolitik. Beruflich avancierte er vom dienstverpflichteten Untertage-Bergmann zum Personalsachbearbeiter für Arbeitnehmer-Angelegenheiten auf der Zeche. Darüber hinaus war Werner Kirstein Mitglied im Bezirksplanungsrat in Münster und im Verwaltungsrat der Kreissparkasse, außerdem gehörte er als Mitglied der Industriegewerkschaft Bau zeitweise dem Landesvorstand der CDU-Westfalen-Lippe an, war Mitglied im Kuratorium der Israel-Stiftung des Kreises Recklinghausen, saß im Beirat des Jüdischen Museums Westfalen in Dorsten und gehörte den Schützenvereinen Feldmark und Holsterhausen an. – Für seine Verdienste um das Gemeinwohl wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, mit dem Ehrenring der Stadt Dorsten und 1987 mit dem Bundesverdienstkreut 1. Klasse ausgezeichnet. Werner Kirstein starb 2005, seine Witwe 2022.