Kirchlich orientierte Bergleute trafen sich zur Geselligkeit
1901 gründeten in Hervest 18 Bergknappen den ersten Knappenverein „St. Barbara“ mit dem Ziel, die wirtschaftliche Not bei den Mitgliedern zu lindern. Als Präses übernahm Pfarrer Stegemann die Leitung des Vereins und der Bergmann Bernhard Langenberg fungierte als Stellvertreter. Schon nach zwei Jahren konnte der Verein eine eigene Vereinsfahne für 600 Mark anschaffen, die am Ostermontag 1903 geweiht wurde. Zu der Zeit hatte der Knappenverein schon 30 Mitglieder. Zur Abwendung von Gefahren – der Bergmann zog damals jeden Tag sein Totenhemd an – gingen die Mitglieder viermal jährlich zur hl. Kommunion und monatlich wurde für die verstorbenen Mitglieder eine Messe gelesen. Zum geselligen Teil des Vereinslebens gehörte das Theaterspiel. 1906 brannte das Vereinslokal ab, wobei mit Ausnahme der Fahne die Chronik, Schärpen, Degen und Tschakos verbrannten. 1926 hatte dieser Verein bereits 104 Mitglieder, die das 25-jährige Bestehen mit über 1.000 Gästen feiern konnten.
Vom Knappenverein zur KAB – Verbot im Jahr 1935
Von diesem Verein trennten sich im Zuge der Entwicklung nördlich der Lippe zwei Vereine in den Rektoratsbezirken der Pfarrei Hervest ab, zuerst im Jahr 1910 der Knappen- und Arbeiterverein St. Marien im gleichnamigen Rektorat, der 1926 schon 119 Mitglieder hatte, und im Jahr 1921 im Rektorat St. Josef der Knappen- und Arbeiterverein St. Josef in Hervest-Dorsten, der fünf Jahre später bereits 126 Mitglieder zählte. In der Gemeinde Holsterhausen wurde bereits 1909 der Arbeiterverein St. Paulus gegründet. Mit der Errichtung der Rektoratsgemeinde St. Bonifatius in Holsterhausen entstand 1923 der Knappen- und Arbeiterverein St. Bonifatius. Erster Präses war Pfarrrektor Rinschede, erster Vorsitzender Hermann Raats. Ein Jahr später konnte die neue Fahne geweiht werden. Vom Stammverein wurden im ersten Jahr 71 Mitglieder überwiesen. Übergegangen in die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), hatte der Verein im Jahre seines Verbots im Jahr 1935, über 135 Mitglieder.
KAB-Verband hat heute bundesweit rund 90 Mitgliedsvereine
Altschermbeck wies seit 1910 einen Arbeiterverein auf und zwei Jahre später entstand der Arbeiterverein in Wulfen. Die letzte Gründung eines Knappen- und Arbeitervereins vor dem Ersten Weltkrieg erfolgte 1914 in Lembeck. Der neu gegründete Verein hatte durch den Krieg und seine Folgewirkungen sehr gelitten, so dass vorerst kein Vereinsleben entstehen konnte. Nach dem Krieg erfuhr der Verein mit 118 Mitgliedern neuen Aufschwung. Sofort nach dem Ersten Weltkrieg gründeten auch die Rhader 1919 den Arbeiterverein St. Urbanus, der nach sechs Wochen schon 76 Mitglieder hatte. Jüngste Gründung in der Herrlichkeit war der Arbeiterverein St. Josef in Erle, der 1922 mit 50 Mitgliedern entstand. 1935 wurden alle Knappen- und Arbeitervereine verboten und aufgelöst. – Heute sind in Nordrhein-Westfalen die Knappenverein im „Landesverband der Berg- und Knappenverein Nordrhein-Westfalen“ mit Sitz in Bochum zusammengefasst. Der Verband hat derzeit 92 Mitgliedsvereine (Stand 2011). Nach dem Motto „Einzeln sind wir wenig, zusammen sind wir stark“ ist der Verband dem „Bund Deutscher Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e. V.“ angeschlossen.