Hajo Hajotka - ein vergessener Maler von einst großem Ruf
1903 in Fulda bis 1985 in Dorsten; Steuerberater und Maler. – Als Künstler ist er unter dem Pseudonym Hajo Hajotka bekannt. Er entstammte einer großen Künstlerfamilie. Der berühmte Tänzer Harald Kreutzberg (Berlin) war sein Vetter. Daher legte er sich als Maler den Künstlernamen zu, eine Zusammenziehung seines bürgerlichen Namens. Obgleich er als Künstler international bekannt war und gut von seiner Kunst hätte leben können, übte er in Dorsten den Beruf des Steuerberaters aus. Denn sein Vater sagte zu ihm, als er noch ein junger Mann war, dass Kunstmaler kein Beruf in der Gesellschaft sei. Bevor Kreutzberg Anfang der 1950er-Jahre vom Sauerland nach Dorsten kam, hatte er bereits Lebensstationen in Frankfurt, Dresden, Berlin und Köln hinter sich gelassen. Er wohnte in der Klosterstraße, wo er auch sein Atelier hatte. Ansonsten war und ist über den Künstler wenig bekannt. Er scheute öffentliches Aufsehen und ließ sich 1974 und 1982 nur mit Mühe überreden, einer Einladung des Dorstener Kunstvereins zu folgen, und in Schloss Lembeck einen Querschnitt seiner Lebensarbeit zu zeigen. Auskünfte über sein Leben wehrte er damals dennoch ab: „Schreiben Sie bitte nur über meine Bilder!“
Impressionist, Expressionist, Pointillist, Konstruktivist, Realist, Naturalist
Hajo Hajotka wusste seine Kunst gut einzuschätzen. Wie sein Sohn erzählte, interessierte sich ein Käufer für zwei seiner Zechenbilder, die 1974 in Schloss Lembeck ausgestellt waren. Hajotka wollte dafür 15.000 DM, der Käufer wollte aber nur 10.000 DM bezahlen, was Hajotka ablehnte. Nach Tagen rief der Kunde an und war mit den geforderten 15.000 DM einverstanden. Hajotka lehnte allerdings mit den Worten ab: „Jetzt ich nicht mehr!“
Haus und Atelier hingen voll von Kreutzberg Kunst. Beharrlichkeit, Fleiß und künstlerische Präzision prägten ihn. Kreutzberg war Expressionist, Impressionist, Pointillist, auch Konstruktivist, Realist, Naturalist. Er aquarellierte, zeichnete, malte in Öl, Tempera und Acryl, fertigte Collagen, Fumagen, Siebdrucke, Holzschnitte und Radierungen an. Es gibt keinen Malstil, den Hajo Hajotka nicht beherrschte, dem er nicht periodenweise verfallen gewesen wäre. Zuletzt widmete er sich „geometrischen Zeichnungen“, wie er die kleinformatigen Blätter nannte. Er setzte Kreise, Dreiecke, Quadrate in Bezug zu Stadtansichten, Straßenzügen und Landschaften, in die er stets Menschen einbezog. Seine späten Zeichnungen lebten von der Spannung eines dualisierten Gegeneinanders von Ruhe und Ordnung: geometrische Urformen wirkten beruhigend im Kampf zwischen Chaos und Ordnung. – Heute spricht kaum noch jemand von Hajo Hajotka.
Siehe auch:
Künstler, bildende (Artikelübersicht)
Quellen:
Dorstener Kunstverein. – Gespräch Wolf Stegemann mit dem Sohn 2010.