Beziehung zu „schwierigen” Schülern nachhaltig aufzubauen
Destruktiv. Aggressiv. Ablehnend. Diese Beschreibung trifft auf beinahe alle Schüler zu, die sich einmal wöchentlich im Rahmen des Ganztages zu einer nachmittäglichen AG im Gruppenraum des Schulsozialpädagogen Jörg Knüfken. So jedenfalls steht es auf der Internetseite des Vereins „Schreibmodus“.
Im Februar 2010 fiel an einer Schule in Dinslaken der Startschuss für das Projekt „Team Zukunft“, ein Projekt zum sozialen Lernen für 14 Schüler einer 8. Jahrgangsstufe. In Anlehnung an das Projekt der amerikanischen Schülergruppe „Freedom Writers“ bestand ein Hauptaspekt des Projektes darin, dass die Schüler regelmäßig in ihr Tagebuch schreiben. Hinzu kamen Kooperationsaufgaben, Leseaufträge und Gespräche. Jörg Knüfken, der Leiter des Schulprojekts, dokumentierte den Verlauf des Projektes in zahlreichen eigenen Tagebucheinträgen. Zusammen mit einer großen Vielzahl an Schüler-Tagebuchtexten bietet diese sehr persönliche Projektdokumentation in „Das Wunder bleibt aus“ einen erstaunlichen Einblick in ein Schulprojekt, das Veränderungen angeregt und bewirkt hat (Care-Line Verlag 2013). Das Projekt „Team Zukunft“ ist längst kein punktuelles Projekt mehr. Aus einer Projektgruppe sind viele und vielen Städten geworden und die Jugendlichen, die zum Großteil inzwischen ihre Schulzeit abgeschlossen haben, tragen das Projekt selbst weiter.
Der inspirierenden amerikanischen Schülergruppe „Freedom Writers“ gelang es, durch das autobiografische Schreiben der Gewaltspirale ihres Ghettos – irgendwo in einem Vorort von Los Angeles – zu entrinnen. Kontakte zwischen den Schülern hier und den (ehemaligen) Ghettokids und deren Lehrerin entstanden. Schließlich kam es im November 2012 zu einer persönlichen Begegnung in Dorsten. Etwa 250 Interessierte ließen sich von der Geschichte und den Methoden begeistern.
Schalke-Stiftung unterstützt „Schreibmodus“
Nach einer mehr als einjährigen Lesereise durch den deutschsprachigen Raum gründete sich im März 2014 der Verein „Schreibmodus e.V.“ Als neue Heimat des Projektes bietet Schreibmodus eine Vielzahl an Möglichkeiten, um die Methoden kennenzulernen, einzuüben und passgenau umzusetzen. Für dieses lokale Projekt „Schreibmodus“ erhielt Knüfken eine 5000 Euro-Unterstützung von der FC Schalke-Stiftung in Gelsenkirchen aus ihrem Unterstützungs-Programm „Kumpels für Kids“. Dieses stellt das soziale Engagement der Vereins-Mitglieder in den Vordergrund, die bundesweit aufgerufen waren, außergewöhnliche Aktivitäten der Kinder- und Jugendarbeit vorzuschlagen. Schalke-Mitglied Jörg Knüfken brachte die nötigen zehn weiteren S 04-Mitglieder als Unterstützer schnell zusammen.
Ein Team von ehrenamtlichen Mitarbeitern fördert das Projekt
Mit Stand von Oktober 2016 sind Mitwirkende und Ansprechpartner u. a.: Jörg Knüfken, Buchautor, Trainer, Freedom Writers Teacher. Er arbeitet seit mehr als zehn Jahren an verschiedenen Hauptschulen im Kreis Wesel. Er hat das Projekt entwickelt, erfahren und bisher etwa mit 170 Schülerinnen und Schülern seiner Schulen ausprobiert. – Felix Backherms studierte an der Ruhr-Universität Bochum Englisch und Erziehungswissenschaft im Master of Education. Er arbeitete seit Beginn des Projektes immer wieder ehrenamtlich im Rahmen des Projektes mit. So durfte er auf Projektpräsentationen, Fortbildungen und insbesondere auf den Ausflügen mit den Schülerinnen und Schülern wundervolle Erfahrungen machen und die Effekte des Projekts beobachten, miterleben und mitgestalten. Derzeit absolviert er sein Referendariat am Schalker-Gymnasium in Gelsenkirchen. – Katrin De Donatis arbeitet als sozialpädagogische Fachkraft an einer Hauptschule in Wesel. Erfahrungen konnte sie in unterschiedlichen Bereichen der Jugendhilfe sammeln. Katrin liebt das Leben und lebendige Schüler. Sie nutzt jede Gelegenheit, um die Methodik des Projektes anzuwenden. – Tanja Backherms (M.A.) ist derzeit als Projektreferentin bei der Stiftung Mercator in Essen tätig. Sie studierte Europäische Kultur und Wirtschaft an der Ruhr-Universität in Bochum und engagiert sich im Verein überwiegend im Kommunikations- und Eventmanagement. Ihre Leidenschaft für Menschen und Kulturen runden ihre Arbeit im gemeinnützigen Sinne ab. – Bettina Bornemann setzt sich als Germanistin (M.A.) immer wieder mit der Bedeutung und den Möglichkeiten des individuellen Schreibens fernab des Bildungssystems auseinander. Sie lebt in Bochum, ist beruflich im Marketing im Verlagswesen tätig und hat jahrelange Erfahrung mit außerschulischer sozialpädagogischer Arbeit. – Catharina Nickel ist Dipl. Sozialarbeiterin aus Wageningen (Niederlande) hat einschlägige Berufserfahrungen im Bereich der stationären und ambulanten Jugendhilfe, sowie der forensischen Psychiatrie. Seit 2008 arbeitet sie für NGO’s, politische Stiftungen und Kulturinstitute in Südamerika, Ostafrika und Südostasien. – Felix Blume ist Geschäftsführer der Hamburger Werbeagentur Die Direkten und zeichnet dort auch für die Rekrutierung neuer Mitarbeiter sowie die Förderung von Berufseinsteigern verantwortlich. Er betrachtet das Projekt demnach von der wirtschaftlichen Seite; unterstützt es mit seinem Team jedoch seit Beginn mit Dienstleistungen und kreativem Einsatz, damit hoffentlich noch viele weitere Wunder wahr werden.
„TalentAward Ruhr“ für Jörg Knüfken
Das Unternehmensbündnis Initiativkreis Ruhr und seine Bildungsinitiative TalentMetropole Ruhr haben Jörg Knüfken im Oktober 2016 für seine Arbeit ausgezeichnet. Vor 600 Gästen bekam er im „thyssenkrupp quartier“ Essen den mit 25.000 Euro dotierte „TalentAward Ruhr“.