Sterbende begleiten und die Angehörigen beraten und ihnen beistehen
Seit dem Jahre 2000 gibt es in Dorsten den ambulanten Hospizdienst der Caritas und des Malteser-Hilfsdienstes. 2002 wurde der „Hospiz-Freundeskreis Dorsten“ gegründet. Ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Hospizdienstes begleiteten bis Ende 2006 51 Sterbende im Alter zwischen 46 und 98 Jahren auf ihrem letzten Weg; 37 davon in der Familie, sechs im Altenheim, acht im Krankenhaus und sieben im stationären Hospiz. Außerdem kümmert sich der ambulante Hospizdienst u. a. auch um den Ausbau eines palliativen Netzwerks.
Unterstützung betroffener Angehöriger
Der Hospizdienst besteht aus einer Gruppe von Menschen, die sich aktiv dafür einsetzen, den Hospizgedanken zu verwirklichen und deshalb eine Ausbildung für den Hospizdienst gemacht haben. Der Hospizdienst arbeitet ambulant und wird vor allem in den eigenen vier Wänden der Betreuenden angeboten. Besuche im Krankenhaus und in Seniorenheimen werden selbstverständlich ebenfalls durchgeführt. Der Hospizdienst will verbindlich und ehrenamtlich dazu beitragen, dass Menschen im Kreise der Familie ihr Leben bis zuletzt lebenswert gestalten können. Der möglichst offene Umgang mit dem noch immer schwierigen Thema „Sterben-Tod-Trauer“, die Unterstützung betroffener Angehöriger sowie die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist ein großes Anliegen des Vereins. Der Hospizdienst bietet regelmäßige Besuche zu vereinbarten Zeiten. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen haben Zeit für Gespräche, zum Zuhören und zum Wachen in schweren Nächten. Sie versuchen den Kranken zu zeigen, dass Freude und Aktivität bis zuletzt erlebt werden können und bemühen sich, den pflegenden Angehörigen beizustehen und ihnen während der Besuche freie Zeit zu ermöglichen.
Gegründet von Uwe Gorski und Ursula Ansorge
Schon 1986 gelangte die Hospizbewegung nach Deutschland, aber erst 1999 gründete sich in Dorsten ein Hospiz-Aufbauteam unter der gemeinsamen Regie von Caritas und Maltesern mit Uwe Gorski (†) und Ursula Ansorge an der Spitze. Noch im gleichen Jahr wurden die ersten Ehrenamtlichen dazu ausgebildet, Schwerkranke auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Die erste Begleitung fand dann im Jahre 2000 statt; damals gab es sechs Ehrenamtliche. Mittlerweile gibt es über 40 ausgebildete Begleiter, der jüngste von ihnen ist erst Mitte 20, der älteste Ende 70 (Stand Anfang 2010). Für die Kranken und ihre Angehörigen ist die Begleitung kostenlos. Um die Ausbildung der Helfer und seit 2002 auch eine fest eingestellte Koordinatorin finanzieren zu können, hat der Ambulante Hospizdienst 2002 einen Freundeskreis gegründet (Malteser-Hilfsdienst und Caritasverband Dorsten). Als Koordinatorin wurde damals Gaby Gottschalk eingestellt, die den Hospizdienst Anfang des Jahres verlassen hat. Ihre Nachfolgerin wurde Claudia Berg. Ursula Ansorge hat nach 15 Jahren ehrenamtlicher Auf- und Ausbauarbeit den Vorsitz des Hospiz-Freundeskreises niedergelegt. Kommissarisch übernahm Lambert Lütkenhorst das Amt des Vorsitzenden.
Recklinghäuser Pfarrer gründete 1986 das erste Hospiz in Deutschland
Pfarrer Hans Overkämping (Foto) hat als Seelsorger 1982 seinen Dienst im Recklinghäuser Elisabeth-Krankenhaus begonnen. Damals hat man Sterbende zum Sterben ins Badezimmer geschoben. Allein und unter Schmerzen – ein solches Sterben wollte Hans Overkämping nicht akzeptieren. Und so entstand bei dem katholischen Pfarrer die Idee eines stationären Hospizes. Mitte der 1980er-Jahre gab es in Deutschland noch kein stationäres Hospiz, die ungewohnte Neuerung stieß bei vielen auf Unverständnis oder Ablehnung. So war der Weg zur Realisierung steinig. Pfarrer Overkämping hatte auch Probleme mit Staat und Kirche. Von der Kirche hörte er, dass sie „keine Sterbehäuser will, man kann in Krankenhäusern christlich sterben“. Zuschüsse für die Hospiz-Arbeit bekam er nicht, die Finanzierung lief viele Jahre lang komplett über Spenden und Aktionen wie Basare und Vorträge. Auf dieser Grundlage wurde 1986 in Recklinghausen das Hospiz zum Heiligen Franziskus gegründet – fast zeitgleich mit einem Haus in Aachen als eines der beiden ersten stationären Hospize in Deutschland überhaupt. Hans Overkämping wurde zum Pionier der Hospizbewegung, war danach auch Gründungsmitglied des Hospiz- und Palliativverbandes NRW sowie des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes. Schließlich erhielt er 2018 für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz. Vieles hat sich seit der Gründung des Recklinghäuser Hospizes zum Besseren geändert. Hans Overkämping wurde 1940 in Rhede geboren, absolvierte eine Ausbildung zum Weber und Spinner, holte das Abitur nach und studierte Theologie, war Pfarrer in Recklinghausen und ab 1988 in Datteln. Trotz seiner Emeritierung ist Overkämping immer noch im Gemeindedienst tätig.
Quelle:
Ute Hildebrand-Schute in WAZ vom 3. November 2009.