Einwohner suchten hinter aufgeschütteten Wällen Schutz
Flieh- oder Fluchtburgen waren in vor- und frühgeschichtlicher Zeit Befestigungen und Zufluchtstätten der umliegenden Bevölkerung in Notzeiten. Eine Art Zufluchtstätte hatten die Rhader während der Kriege im 18. und 19. Jahrhundert, um sich vor Krieg, Raub und Plünderungen zu schützen. Von Mooren und Bächen umgeben, mit denen jederzeit durch noch erkennbare Stauvorrichtungen Gebiete unter Wasser gesetzt werden konnten, entstand so eine geschlossene Fläche in der Nähe des Hofes Krampe-Liesen, die als Hoßkalverkamp bekannt ist. Vom Dorf her war die Zufluchtstätte, die möglicherweise durch aufgeschüttete Wälle geschützt war, nur durch zwei Zugänge innerhalb von wenigen Minuten zu erreichen: über die heutige Schützenstraße und die Ringstraße. Sollten Wälle vorhanden gewesen sein, dann sind sie nach dem Zweiten Weltkrieg eingeebnet worden, um mehr trockene Felder und Äcker zu erhalten. In der auch durch verflochtene Hecken an den Bachläufen vor Sicht geschützte „Fliehburg“ konnten alle Rhader Bürger mit ihrem Vieh Zuflucht finden. Anlässe dazu gab es genug: 1598 plünderten spanische Soldaten Rhade, die in Erle ihr Winterquartier hatten und Dorsten eroberten, 1757 zog die Kavallerie des französischen Generals Prinz d’Beauveau durch Rhade, wobei die Kirche stark beschädigt wurde, und Anfang des 19. Jahrhunderts zogen französische, russische und preußische Truppen durch das Dorf. Der genaue Standort und der Verlauf der Grenzen der Fliehburg sind nicht erforscht. Die spärlichen Informationen darüber haben sich in den Familien Rhades erhalten.
Quelle:
Heinz Nienhaus/Fritz Oetterer „Überlegungen zur Lage der Rhader Zufluchtsstätte Hoßkalverkamp“ in HK 1997.