NSDAP-Bürgermeister wollte nach dem Krieg wieder sein Amt
1890 in Greven bis 1963 ebenda; Bürgermeister von 1933 bis 1945. – Die Personalakte des früheren Bürgermeisters Dr. Josef Gronover ist dünn. Offensichtlich wurde sie bei Kriegsende „gesäubert“, denn sie beginnt erst 1946, als Gronover kein Bürgermeister mehr war. Gronover, von 1933 bis 1945 Dorstens brauner Hauptgemeindebeamter, bat 1946 von Greven aus um Wiederverwendung als Bürgermeister. Nach einer ablehnenden Antwort bezog Dr. Gronover, der wieder in seinem Heimatort wohnte, als Berufsbeamter Pension.
Er kämpfte im Freikorps gegen die Spartakisten und Rote Ruhrarmee
Josef Gronover studierte in Tübingen Jura. Im Ersten Weltkrieg war er Ulanen-Offizier, danach schloss er sich den Freikorps Lichtschlag und Loewenfeld an, die den Spartakistenaufstand bzw. den Aufruhr der Roten Ruhrarmee auch in Dorsten niederschlugen. Gronovers Leidenschaft galt der Jagd und dem Reiten, was ihn schließlich veranlasste, der Reiter-SA beizutreten. Der Jurist war als Syndikus beim Westfälischen Bauernverein tätig, bevor er im Januar 1932 Bürgermeister von St. Mauritz bei Münster wurde. 1933 kam Gronover auf Parteibefehl nach Dorsten. Die Dorstener NSDAP manipulierte seinen Amtsvorgänger, Dr. Franz Lürken (Zentrum), aus dem Amt und ließ ihn nach St. Mauritz versetzen. Gronover schickte seine Tochter Ursula auf die katholische Klosterschule der Ursulinen in Dorsten, für deren Erhalt er sich 1941 einsetzte – aber auch für die Belange der nationalsozialistischen Weltanschauung und Verwaltung unter seinem Motto „Vertrauen zum Führer“.
Typische wie viele Nazis: „Hals über Kopf“ abgehauen
Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner zog Dr. Gronover mit seiner Familie „Hals über Kopf“ zu Verwandten seiner Frau nach Münster-Wolbeck. Sein Name fand sich nach dem Krieg auf der Entnazifizierungsliste für Belastete, weil er „an der Niederringung der Demokratie“ beteiligt war. Nach etlichen „Persilscheinen“ von Dorstenern wurde der Nationalsozialist als „harmlos“ entlastet eingestuft. Als Pensionär schrieb Gronover bis zu seinem Tod 1963 Gedichte über das westfälische Land und die Stadt Dorsten. Gegenüber seiner Tochter bemerkte Gronover mehrmals, dass ihm die Dorstener seinen Einsatz für die Stadt und das Ursulinenkloster nicht gedankt hätten (siehe Entnazifizierung). Der Versuch, 2010 mit seinen Nachkommen in Greven Kontakt aufzunehmen, um seine Gedichte kennen zu lernen, schlug fehl.