Parteigründer – Bulgarien sollte am deutschen Wesen genesen
Geboren 1961. Sein kurzes bulgarisches Abenteuer kostete dem Dorstener und heutigen Halterner Bauunternehmer Albert Fahsel viel Geld. Denn er hatte sich 1994 vorgenommen, in dem kommunistenfrei gewordenen Bulgarien eine Partei zu gründen, im Frühjahr 1995 ins Parlament einzuziehen, dann kräftig in der bulgarischen Innen- und Außenpolitik mitzumischen und mitzuhelfen, dem politischen Chaos im Balkanstaat Mitte der 1990er-Jahre ein Ende zu bereiten. 30.000 DM hatte er im Oktober 1994 bereits in sein politisches Vorhaben gesteckt. So viel kostete ihm die Gründung der „Sozialen Bulgarischen Union“ (SBU), wie er seine Partei nannte. Da er noch kein bulgarischer Staatsbürger war, musste er über einen „politischen Advokat“ mit 50 Unterschriften die Partei ins Leben rufen. Parteilokal war ein Foto-Laden im bulgarischen Susse, wo Albert Fahsel einen Bauhandel betrieb. Die Parteifarben waren Rot-Grün-Blau. Rot stand für die Arbeit, Grün für die Umwelt und Blau für den Himmel und das Wasser, das er ökologisch verbessern wollte. Mit seiner Partei wähnte er sich in der Mitte des politischen Spektrums Bulgariens. Seine zukünftigen Landsleute, er beantragte die bulgarische Staatsbürgerschaft, sollten „am deutschen Wesen genesen“. Daher brauchte er auch Bulgarisch nicht zu können. Sein Ziel war eine stabile Währung nach Vorbild der DM, das deutsche Rechts-, Sozial- und Wirtschaftssystem in Bulgarien einzuführen. In Susse suchte er bereits mit den Vorsitzenden der etablierten Parteien Tuchfühlung, um bei eventuellen Koalitionen dabei zu sein.
Keine guten Vorbilder in der Geschichte
Die bulgarische Parteienlandschaft veränderte sich zwischen 1989 und 1994 ständig. Denn die Parteien wechselten ihre Namen und Zugehörigkeit zu den Blöcken. Wenn er es zur Gründung überhaupt geschafft haben sollte, dann scheint seine Partei schnell wieder untergegangen zu sein. Darüber braucht Albert Fahsel nicht traurig zu sein. Denn er befindet sich in guter historischer Gesellschaft: Bayernprinz Otto wurde griechischer König und scheiterte, Österreichs Maximilian wurde Kaiser von Mexiko und wurde erschossen, Spaniens Don Quichotte scheitere auch irgendwie und die christlichen Kreuzfahrer-Könige mussten Palästina schließlich auch wieder verlassen. Aber es gab auch erfolgreiche Glücksucher: Der französische Marschall Bernadotte wurde Schwedens König, Preußens Steuben ging nach Amerika – warum nicht Dorstens Fahsel nach Bugarien? – Das Foto zeigt Albert Fahsel im Jahr 1994 (Zeitungsbild).
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