Ehemaliger Panzerjäger leistete Pionierarbeit im Stadtarchiv
1915 in Dorsten bis 2013 ebd.; Stadtarchivar bis 1977. – Er kannte auch aus eigenem Erleben die jüngste Geschichte der Stadt mit ihre Höhen und Tiefen des letzten Jahrhunderts wie kein anderer. Sein Vater starb 1918 in französischer Gefangenschaft, seine Mutter musste die sechs Kinder alleine durchbringen. Er engagierte sich in der katholischen Jugend St. Agatha, was zur Folge hatte, dass ihn die an die Macht gekommenen Nationalsozialisten wegen seiner Gesinnung („nicht würdig“) das Studium an der Essener Kunstgewerbeschule nicht erlaubten.
So besuchte er die damals in Opposition zur NSDAP stehende Polizeischule in Wesel im entmilitarisierten Rheinland. Nach der Rheinlandbesetzung 1936 übernahm die Wehrmacht die Polizeischule als Bataillon, worauf Fiege 1937 als Fahrdienstleiter zur Reichsbahn wechselte und 1940 in den Warthegau versetzt wurde, wo er wegen humanen Handelns mehrmals der Gestapo auffiel. Schließlich wurde er 1943 wegen politischer Unzuverlässigkeit aus dem Dienst der Reichsbahn entlassen und kam als Panzerjäger in der Normandie zum Einsatz. Er geriet 1944 in amerikanische Gefangenschaft und kehrte schon Ende 1945 aus Texas zu seiner inzwischen aus Polen nach Dorsten zurückgekehrten Familie zurück, wo er eine Stelle in der Amtsverwaltung Hervest-Dorsten bekam.
Am Aufbau der Dorstener Verwaltung nach 1945 beteiligt
Paul Fiege organisierte die Schulspeisung, die Volksküche und kulturelle Veranstaltungen, baute das Volksbildungswerk und die Bücherei auf und leistete Pionierarbeit beim Aufbau des durch Bombenschäden stark zerstörten Stadtarchivs. Bis 1977 war er dessen Leiter und blieb ihm auch nach seiner Pensionierung mit Engagement treu. In den 1980er-Jahren unterstützte er die „Forschungsgruppe Regionalgeschichte/Dorsten unterm Hakenkreuz“ mit Informationen und seinen reichhaltigen Erinnerungen. 1982 gab er den Fotoband „Dorsten in alten Bildern“ heraus und beteiligte sich mit Beiträgen aus der Dorstener Geschichte in verschiedenen Publikationen. Die Stadt Dorsten würdigte die Verdienste Paul Fieges mit der Verleihung des Ehrenrings und der Stadtplakette. – Er starb Mitte 2013 im Alter von 98 Jahren. – Das Foto zeigt ihn im Jahr 1976.
Quelle:
Ewald Setzer im HK 2004.
