Flottwell, Eduard von

Oberpräsident war bei den Katholiken im Münsterland unbeliebt

1786 in Insterburg bis 1865 in Berlin; Jurist und Oberpräsident von Westfalen. – Während der März-Unruhen im Jahre 1848 schickte er 50 Kavalleristen von Münster nach Dorsten, um hier die revoltierenden Bürger einzuschüchtern sowie den Adel, das Amtsgericht und den Steuereinnehmer Ritgen zu schützen. Dabei waren die Unruhen in Dorsten im Vergleich zu anderen Regionen in Westfalen eher verhalten (siehe März-Unruhen).

Oberpräsident von Sachsen, dann von Westfalen

Eduard Heinrich FlottwellEduard Heinrich von Flottwell stammte aus einer alten Königsberger Familie. Nach dem Abitur in Tilsit studierte er an der Königsberger Universität Rechtswissenschaften. Hier begeisterte er sich für den Philosophen Immanuel Kant. 1812 trat er in Gumbinnen als Regierungsrat und Oberlandesgerichtsrat in den Verwaltungsdienst ein, wurde 1825 Regierungspräsident in Marienwerder und nach Ausbruch der polnischen Revolution von 1830 zum Oberpräsidenten der bedrohten Provinz Posen ernannt, die einen starken polnischen Bevölkerungsanteil hatte. Nach zehnjährigem Wirken erfolgte 1840 die Ernennung Flottwells zum Oberpräsidenten der Provinz Sachsen und gleichzeitig zum Regierungspräsidenten in Magdeburg. 1844 wurde er Ehrenbürger der Stadt Magdeburg, später auch der Stadt Hamburg, und zum Staats- und Finanzminister berufen. Nach zwei Jahren schied er aus dem Ministeramt. Er war danach Oberpräsident der Provinz Westfalen.

Er bekämpfte in Westfalen die März-Unruhen

Für den Protestanten Flottwell waren die Jahre im katholischen Münster nicht die glücklichsten seiner Karriere. Denn von Münster aus musste er die Bekämpfung der März-Unruhen 1848 in der Provinz organisieren. Bei den Katholiken Westfalens war er unbeliebt. Sie glaubten sich im April 1848 bei der Einteilung der Wahlkreise für die deutsche Nationalversammlung übervorteilt. Bald darauf wurde Flottwell selbst für den Kreis Oschersleben (Magdeburger Börde) in die Paulskirche gewählt. Dort befürwortete er einen Antrag zur Aufhebung des Zölibats und entfesselte damit unter den Katholiken Westfalens eine Kampagne gegen sich. In Münster war er nicht mehr tragbar. Im Sommer 1849 wurde er zum kommissarischen Oberpräsidenten und 1850 zum Oberpräsidenten von Brandenburg berufen. Zeitweilig war er auch Innenminister (1858/59) in Preußen. Anlässlich der Krönung König Wilhelms in Königsberg wurde Flottwell 1861 mit der Verleihung des Schwarzen Adlerordens in den erblichen Adelsstand erhoben. Der Prinzregent verlieh ihm das Großkomturkreuz des Hohenzollernordens. Nach seiner Ruhestandssetzung im Jahr 1862 lebte Flottwell noch drei Jahre. Er starb mit 79 Jahren in Berlin. Sein Sohn Eduard von Flottwell schrieb im Nachruf:

„Am 25. Mai 1865, am Himmelfahrtstage, beschloß er seine thatenreiche Laufbahn, in der er drei Königen mit hingebender Treue und seltener staatsmännischer Begabung fast 60 Jahre gedient hatte. Seine lautere, treue, edle Natur, sein Feuereifer für alles Wahre und Gute, mit dem er auch widerstrebende Geister mit sich fortriss, seine Menschenfreundlichkeit und eifrige Pflichterfüllung, der praktische Blick, mit welchem er immer den Punkt erkannte, auf den es ankam, verbunden mit der einzig dastehenden Kenntniß des preußischen Staates, dem er zweimal als Minister und als Oberpräsident in fünf Provinzen gedient hatte, dies Alles sichert ihm eine Stelle unter den Besten des Landes, dessen Andenken als eines der ersten Träger ächt preußischen Beamtentums noch lange im preußischen Staate fortleben wird.“


Foto:
Eduard Heinrich von Flottwell, Lithografie um 1835, Repro: Westf. Landesmuseum Münster, K 57-309g

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