J. Wiedenhöfer: „Nun ist’s am Tag, ihr schlugt den ersten Hammerschlag“
Vor dem Hintergrund des nationalsozialistischen Szenarium errichteten die Dorstener 1934 am Kanal (heute Nähe Hochstadenbrücke) das Ehrenmal für die Freikorps Lichtschlag und Loewenfeld. Die Tafel vor einem großen Findling trug den von Dr. Joseph Wiedenhöfer formulierten Text:
Dem Freikorps Lichtschlag/Loewenfeld
Februar 1919 – März 1920
Unsern Befreiern aus Spartakistengewalt
Mit Adolf Hitler im zweiten Jahre
des dritten Reichs
1934
Euch war’s verhüllt. Nun ist’s am Tag.
Ihr schlugt den ersten Hammerschlag
Freikorps als Wegbereiter des Nationalsozialismus
Wiedenhöfer erläutert in der zur Denkmalweihe 1934 erschienenen Festschrift „Der erste Hammerschlag“ wie der letzte Satz der Tafel gemeint ist.
„Euch war’s verhüllt“: „Die Freikorpskämpfer, indem sie die finsteren Mächte der Zerstörung überwanden, erstritten und ersehnten eine glücklichere Zukunft. Aber die Gestalt des Werdenden und Kommenden [der Nationalsozialismus] war ihnen verhüllt.“
„Nun ist’s am Tag“: „Durch Adolf Hitlers Tat hat die Formung begonnen. Umrisse fangen an, sich zu verfestigen. Des Dritten Reiches Gebälk und Gemäuer, schon steht’s im Licht, und Meister und Gesellen schaffen an seinem Ausbau. Was ihr nur dunkel ahnen konntet, was euch verhüllt war, nun ist’s greifbar am Tag.“
„Ihr schlugt den ersten Hammerschlag“: „Ihr habt uns hier um Dorsten beginnend, so 1919 wie 1920, als Vorderste und Erste den Kriegshammer erhoben und das Werk der Befreiung und Ordnung begonnen. … dass ihr mit der Befreiungstat auch den ersten Hammerschlag zur Grundlegung eines neuen Deutschlands getan habt, dass ihr Größeres vollbracht, als ihr wissen konntet…“
So wurden 1934 in Dorsten die beiden Freikorps als Wegbereiter des Nationalsozialismus verstanden und gelobt. An der Einweihung des Denkmals am 24. Juni 1934 nahmen neben dem ehemaligen Freikorpsführer Lichtschlag, inzwischen bei der SS, alte Freikorpskämpfer und Offiziere, darunter General a. D. Freiherr von Watter, sowie Dorstens Partei- und Lokalprominenz teil. Mit markigen Worten beschworen die Redner den nationalsozialistischen Geist der Freikorpskämpfer, mit denen 1919 „ein neues Deutschland begonnen habe“. Auch ein Freikorpskämpfer von damals kam zu Wort:
„Wir sahen damals schon die Morgenröte einer neuen Zukunft, die vom Hakenkreuz sang, um dann in der neuen Formation des neuen Deutschland, in dem es nur einen Führer gibt, der Adolf Hitler heißt, weiterzukämpfen für ein ewiges Deutschland.“
Wenn das Denkmal 1945 auch zerstört und von den Engländern in den Kanals gekippt wurde, so hielten etliche Dorstener nach 1945 noch fest an der Version des „ersten Hammerschlags“ für das nationalsozialistische Deutschland. In der Festschrift der Altstadtschützen von 1975 wurde den Freikorps und dem verschwundenen Denkmal ein ehrendes Andenken gesetzt, indem Wiedenhöfers Interpretation von 1934 vom „ersten Hammerschlag“ für das Dritte Reich zugrunde gelegt wurde. Am Schluss der Ehrenseite für die Freikorps in dem Schützenheft heißt es: „Die inhaltsträchtigen Gedenkworte formulierte ein Meister der Sprache, Joseph Wiedenhöfer: Euch war’s verhüllt, nun ist’s am Tag, ihr schlugt den ersten Hammerschlag!“
Der Findling aus Erle wurde vergebens zurückgefordert
1930 schenkte der Landwirt Böckenhoff den 65 Zentner schweren und 2,25 m hohen Findling dem Kriegerverein in Erle, der dann allerdings doch nicht als Kriegerdenkmal verwendet wurde, sondern 1933 nach Dorsten kam. Trotz Protests des Staatlichen Kommissars für Naturdenkmalpflege verwendeten die Nationalsozialisten den Stein als Denkmal für die Freikorps Lichtschlag und Loewenfeld. Nachdem ihn die Engländer 1945 in den Kanal gekippt hatten, holten ihn die Dorstener 1949 wieder heraus. Heute steht er als Denkmal für deutsche Kriegsgefangene in den Anlagen am Westgraben. 1968 wollten die Erler den Findling wiederhaben, von denen die Nazis ihn 1934 geholt hatten.