MGV fusionierte 1972 mit dem Kirchenchor – ein reges Gesangsleben
Auf Veranlassung eines zugezogenen Rheinländers, des Apothekers Cornelius Wantzen, trafen sich im Frühjahr 1905 elf Männer im Lembecker Lokal Josef Venker und schlossen sich zu einem Gesangverein zusammen, den sie „MGV Sangeslust“ nannten. Apotheker Wantzen übernahm den Vorsitz, Dirigent wurde der Lehrer Grabenschroer. Das Motto des Vereins hieß: „Die Pflege des deutschen Liedes und edler Geselligkeit.“ Wie die Vereinschronik berichtet, wurden die gut besuchten wöchentlichen Proben im Lokale Jos. Venker zu genussreichen Abenden für die Sänger.
Erfolgreiche Teilnahmen an „Sängerkriegen“
Das Jahr 1910 bedeutete einen Wendepunkt im Leben des Vereins. Es war sozusagen der Abschluss der ersten Entwicklungsperiode und der Beginn der Reifezeit. Neben der Namensänderung in „MGV Frohsinn“ erhielt der Verein in Lehrer Perdekamp einen rührigen Dirigenten. Dieser verstand es, mit Energie und künstlerischer Begabung, den Sangesbrüdern neue Impulse zu geben und künstlerische Ziele zu setzen. 1912 beteiligte sich der Chor an einem Sängerwettstreit in Dülmen, an der die Lembecker mit drei Preisen hervorgingen. Da Chorleiter Perdekamp 1913 an eine andere Schule versetzt wurde, übernahm Lehrer Prior den Dirigentenstab, der sich mit dem Chor 1914 an einem Sängerwettstreit in Münster beteiligt, wiederum erfolgreich. Nach Ausbruch des ersten Weltkriegs mussten viele Sänger zum Militär. So dass der Chor seine Tätigkeit einstellte. Unter den Kriegstoten befanden sich die Sangesbrüder Adolf Kerkhoff, Johann Langenhorst und Bernhard Wolthaus. Im Februar 1919 fanden sich die vom Krieg heimgekehrten Sänger zur Neugründung wieder zusammen und wählten zum Vorstand ihren Vereinswirt B. Stegemann. Franz Wolthaus wurde Dirigent. Diese Funktion hatte bekleidete er bis 1940. 1923 wurde Bernhard Bohle Vorsitzender. Ein in der gräflich-merveldtschen Familie veranstaltetes Konzert führte dazu, dass Graf von Merveldt die Schirmherrschaft MGV Frohsinn übernahm. Nach ihm seine Tochter, Freifrau Josefa von Twickel und heute ist deren Sohn Ferdinand Graf von Merveldt Schirmherr. Ein Höhepunkt des Vereinslebens war 1930 das 25-jährige Stiftungsfest, an dem 19 Vereine teilnahmen und der Lembecker MGV sich eine Fahne gab.
Seit 1921 fanden alljährlich Sängerfeste statt, bei denen sich die benachbarten Gesangvereine abwechselnd in den einzelnen Orten ein Stelldichein des Gesangs gaben. Die Vereine hatten sich lose in der Sängergruppe „Hohe Mark“ vereinigt. Der MGV Frohsinn nahm erstmalig 1923 an diesen Zusammenkünften teil. 1937 starb der Vorsitzende Bernhard Bohle, Bernhard Langenhorst wurde sein Nachfolger. Dieser starb 1959 nach 47-jähriger Mitgliedschaft. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Vereinsarbeit des MGV Frohsinn 1943 eingestellt. Erst im Herbst wurden die Gesangsproben erneut aufgenommen. 1947 übernahm Lehrer Weichselbaum die Chorleitung und steigerte die Leistungen des Vereins durch unverdrossene Schulung der Sänger. – 1950 trat der Verein zum Kreisleistungssingen in Recklinghausen an und 1951 erlangte der Verein in Gelsenkirchen die Berechtigung, am nächsten Bundessingen teilzunehmen.
Im Jahre 1955 konnte der MGV sein 50-jähriges Bestehen feiern und zwei Jahre später übernahm er als Gastgeber das Sängertreffen „Hohe Mark“. Im Jahr 1972 vereinigten sich die beiden Chöre unter dem Motto „Zwei Chöre ein Verein“ zu einem gemeinsamen Verein. Der Verein gründete 1976 einen Kinder- und Jugendchor sowie eine Akkordeongruppe, ein Jahr später übernahm Paul Weiß den Vorsitz von Bernhard Rekers, seit 1998 ist Andreas Heiming Vorsitzender. 1980 konnte die 75-Jahrfeier des MGV „Frohsinn“ gefeiert werden und 2005 das große Doppeljubiläum (125 Jahre Kirchenchor und 100 Jahre MGV „Frohsinn“).
Teilnahme an den Konzerten der „Sängergruppe Hohe Mark“
Im Rückblick besonders stolz ist der Verein auf seine stetige Teilnahme an den Konzerten der „Sängergruppe Hohe Mark“, kamen doch die Vorsitzende der Sängergruppe 1946 bis 1975 immer aus den Reihen des MGV „Frohsinn“. In folgenden Jahren durfte der Lembecker Verein Ausrichter des „Gruppensingens“ sein. Die Proben und Aufführungen wurden in den Jahren zusehends immer schlechter besucht. Da zur gleichen Zeit der Lembecker Kirchenchor gleiche Sorgen hatte, traf man sich zunächst zu gelegentlichen gemeinsamen Proben. Die freundschaftlichen Beziehungen, nicht zuletzt durch den gemeinsamen Chorleiter begründet, vertieften sich, und so kam es im Oktober 1968 beim Cäcilienfest in Marbeck zum ersten gemeinsamen Auftritt. Schon eine Woche später beim Sängertreffen der „Gruppe Hohe Mark“, durchgeführt vom MGV Deuten in Dorsten im Saal Kleinespel, erfolgte der zweite gemeinsame Auftritt. Der so verstärkte Chor war im Juli 1970 Gast zum goldenen Vereinsjubiläum beim MGV „Heideblümchen“ Sickingmühle und 1971 in Bottrop zum 75-jährigen Bestehen des MGV Bottrop. So half man sich in der Folgezeit gegenseitig aus, bis es am 15. Juni 1972 zu einer außerordentlichen gemeinsamen Versammlung des MGV „Frohsinn“ und des Kirchenchores kam.
Im Mai 2005 erhielt der MGV „Frohsinn“ die Zelterplakette, eine Auszeichnung des deutschen Chorverbandes für Chöre die 100 Jahre nachweisen können. In Olpe konnte der Vorsitzende Andreas Heiming diese Auszeichnung entgegennehmen.
Siehe auch: Chöre
Siehe auch: MGV Deuten
Siehe auch: MGV Liederkranz
Siehe auch: MGV 1948 Hervest-Dorsten
Siehe auch: Chorgemeinschaft Lembeck-Rhade
Quellen: Nach Robert Komberg im HKL 1954. – Online-Seite M.G.V. „Frohsinn“ (Aufruf 2023).