Zum ersten Bildungsbotschafter der „Türkischen Gemeinden“ ernannt
Geboren 1957 in Bursa/Türkei; Berufsschullehrer i. R. – Der gesellschaftspolitisch engagierte Pädagoge kam 1982 nach Dorsten und befasst sich seither unermüdlich mit Integrationsmodellen in verschiedenen Vereinen . Als Bundesvorsitzender der Föderation türkischer Elternvereine, die seit 2005/07 Elternakademien betreibt, hält Kadir Daglar bundesweit Vorträge über Integration und Bildung und hilft den türkischstämmigen Kindern und Jugendlichen bei der Bewältigung des Schulalltags, damit sie durch einen guten Schulabschluss eine Lehr- oder Arbeitsstelle finden.
Daglar war 1985 Mitbegründer des Deutsch-Türkischen Freundeskreises und fünf Jahre lang dessen Vorsitzender. Seit 1993 leitet er den türkischen Elternbunds, der 2004 am Brunnenplatz Räume bezogen hatte. Ende der 1990er-Jahre war er Präsident des Anadolu Kulübü, eines überregionalen Vereins mit Sitz in Münster, der sich für die Integration türkischstämmiger Bürger einsetzt. 2002 trat er als Vermittler zwischen deutschen und türkischen Unternehmen zwecks Kooperationen auf. 2007 machten ihn die „Türkischen Gemeinden in Deutschland“ (TGD) zum ersten „Bildungsbotschafter“, der sich bei türkischen Eltern für bessere Schulabschlüsse türkischstämmiger Kinder und Jugendlicher einsetzen soll. Denn im Jahre 2005 haben rund 22 Prozent der türkischstämmigen Mädchen und Jungen die Schule ohne Abschluss verlassen. Bei deutschstämmigen Kindern sind es zehn Prozent. 2004 verlieh ihm der Bundespräsident für seinen unermüdlichen Einsatz das Bundesverdienstkreuz am Bande. Daglars Credo:
„Mein Traumziel ist ein Miteinander, in dem christliches und islamisches Leben zusammengeführt wird. Dann ist ein Minarett in einem Land, in dem die Kirchtürme vorherrschen, eine kulturelle Bereicherung. Anfang des 21. Jahrhunderts sind die Grenzen Europa geöffnet. Menschen sollten sie auch in ihren Köpfen öffnen.“ Und über sich selbst sagte er: „Ich bin ein Baum, dessen Wurzeln in Anatolien stecken, dessen Äste aber hier ausschlagen, blühen und Früchte tragen.“
Bundesweites Jahrestreffen in Dorsten
2011 fand in Dorsten das Jahrestreffen der „Föderation der türkischen Elternvereine NRW“ statt, zu der Kadir Daglar („Bildung ist unser Rohstoff im 21. Jahrhundert“) eingeladen hatte. Dem Verband gehören 50 Vereine an. Referate hielten u. a. Prof. Dr. Havva Engin, Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg („Die Wurzel der Bildung ist die Sprache“), Kamuran Sezer vom Institut Futureorg („Kognitive Transferleistungen steigen proportional zum Bildungsstatus“). – Siehe auch Türkischer Elternbund Dorsten und Umgebung.
Kadir Daglar sammelt für Schulcontainer im türkischen Erdbebengebiet
Das Erdbeben hat in der Türkei vom 6. Februar 2023 hatte Tausende Gebäude zerstört, darunter viele Schulen. Kadir Daglar sammelte daraufhin Spenden für Schulcontainer. Der Ehrenvorsitzenden der Föderation türkischer Elternvereine in NRW weiß, dass sich viele internationale Hilfsorganisationen um die Menschen im Erdbebengebiet und ihre dringendsten Bedürfnisse kümmern. Er weiß aber auch, dass Tausende von Schulgebäuden zerstört wurden und es in den Trümmern keine Orte für Bildung mehr gibt. Ein unerträglicher Gedanke für den Pädagogen. Für seine Idee hat er den Bund der türkischen Lehrervereine in Deutschland (ATÖF) als Mitstreiter gewonnen. Für 20.000 Euro, so Kadir Daglar, sei ein Container zu haben, der bereits vollständig als Schule ausgestattet ist. Eine Firma aus Ankara baue diese Container zu einem günstigen Preis, ein Bauunternehmer und ehemaliger Schüler von Aydemir will die Container mit dem nötigen Schulmobiliar ausstatten. Die Kontakte zu Schulämtern und Lehrern im Krisengebiet hat der Bund türkischer Lehrervereine. Und wenn es soweit ist, würde Kadir Daglar den Aufbau sogar persönlich „überwachen“.– Foto: Landrat Jochen Welt überreicht Abdülkadir Daglar 2005 im Kreishaus das Bundesverdienstkreuz.
Siehe auch: Gastarbeiter (Artikelübersicht)
Quelle: DZ vom 9. März 2023