Arbeitsplätze für Behinderte in der Holz- und Metallverarbeitung
Im Gewerbegebiet Dimker Heide liegt an der Thüringer Straße seit 1985 die vom Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen für 5,2 Millionen DM errichtete Werkstatt für Menschen mit Behinderungen. Ein zweiter Bauabschnitt kam 1991 hinzu. Träger ist die Diakonie auf Kreisebene, Leiter war Horst Kadatz. In elf verschiedenen Bereichen produzieren und arbeiten 280 Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen. Ihnen stehen 40 hauptamtliche Betreuer zur Seite (Stand September 2014). Es gibt Arbeitsplätze in der Metall- und Holzverarbeitung, im Gartenbau und in der Hauswirtschaft. In der Adventszeit können an einem Sonntag der Betrieb besichtigt und Produkte erworben werden. 1998 wurde Dr. Reiner Keirenburg Leiter der Behindertenwerkstatt. In der Diakonie-Werkstatt für Behinderte wird nicht gebastelt, wie oftmals dies als Vorurteil in der Bevölkerung noch vorherrscht, sondern industriell gearbeitet für Handel, Dienstleistung und Industrie: Metall- und Textilverarbeitung mit modernen Maschinen, Montage und Verpackung von Produkten, Konfektionierung sowie Garten- und Landschaftsbau. 2004 wurde ein Fördergruppenhaus für Menschen mit besonderen Behinderungen errichtet. Die Recklinghäuser Werkstätten, zu denen Wulfen gehört, beschäftigen an neun Standorten 1.600 Behinderte, dazu rund 280 Betreuer. Chef ist Klaus Brauckhoff (Stand 2013). Prinzipiell können die teils auf Fachbereiche spezialisierten Recklinghäuser Werkstätten jeden Auftrag erledigen. Die Dorstener Drahtwerke oder der Lehr- und Lernspieleverlag Spectra waren/sind prominente Auftraggeber.
Großbrand brach 2018 im Montagebereich der Werkstatt aus
Mitte Oktober 2018 gab es in den Werkstätten einen durch einen technischen Defekt ausgelösten Großbrand, der den Betrieb auf Wochen lahmlegte. Etwa ein Drittel der 270 Beschäftigten musste drei Wochen zu Hause bleiben und ist nun auf drei andere Werkstätten verteilt worden. Neben der Werkstatt in Wulfen betreibt die Diakonie auch Werkstätten in Recklinghausen, Marl, Herten, Waltrop und Datteln. Allein in den von der Lebenshilfe betriebenen Einrichtungen, Haus der Lebenshilfe und Villa Keller, sind mehr als 40 Personen betroffen. Die Beschäftigten der abgebrannten Dorstener Werkstatt konnten ihre Arbeit Anfang November wieder aufnehmen. Sie wurden laut Diakonischem Werk in den nicht beschädigten Gebäudeteilen in Dorsten sowie an anderen Standorten eingesetzt. Das Feuer brach im Montagebereich der Werkstatt aus und breitete sich über das Dach aus. Werkstatt, Umkleide, Aufenthaltsraum, Speisesaal und Küche waren vom Feuer betroffen. Auch an einer angrenzenden Lagerhalle entstand Schaden. Die Brandbekämpfung der rund 130 Einsatzkräfte aus Dorsten, Marl, Haltern, Recklinghausen und Gladbeck gestaltete sich schwierig, weil das Gebäude zum Teil einsturzgefährdet war und das Feuer nur von außen gelöscht werden konnte. Anfang November 2018 wurde die Dorstener Werkstatt von Einbrechern heimgesucht. Gestohlen wurden vor allem Kleinwerkzeuge. Auch Spinde der Beschäftigten wurden aufgebrochen.
Lembecker Laurentiusschule als Übergangslösung
Mit Unterstützung der Stadt wurde eine räumliche Übergangslösung bis zur Wiederinbetriebnahme der Werkstatt gefunden. Das kann nach Schätzungen zwei bis drei Jahre dauern. Bis dahin werden die rund 100 Beschäftigten, die seit Anfang November auf andere Werkstätten der Diakonie verteilt sind, in der ehemaligen Laurentiusschule in Lembeck arbeiten. Denn die Laurentiusschule bietet dazu ideale Möglichkeiten. Die Räume im Erdgeschoss sind barrierefrei, Aufenthalts- und Speiseräume können eingerichtet und die Toilettenanlagen so umgebaut werden, dass sie für Menschen mit Behinderungen geeignet sind. Rund 400.000 Euro wird der Umbau im Gebäudeteil B und C kosten, die Diakonie wird in Vorleistung gehen müssen, bevor Versicherungen zahlen. Die Stadt stellt das Gebäude kostenlos zur Verfügung. Die angestrebte Vermarktung der Teile der alten Laurentiusschule, die noch nicht von Lembecker Gruppen dauerhaft belegt wurden, wird dadurch zeitlich verschoben (DZ vom 18. Dez. 2018).
Dorstener Werkstatt zurück zur Normalität
Ein Jahr nach dem verheerenden Brand in der Wulfener Werkstatt für Menschen mit Behinderung sind die Dorstener Beschäftigten wieder alle im Stadtgebiet im Einsatz. Schon seit Anfang September 2019 hat die Werkstatt im Übergangsquartier in der ehemaligen Laurentiusschule in Lembeck ihren Betrieb aufgenommen. Denn die 72 Beschäftigten, die jetzt in Lembeck tätig sind, waren in der Phase nach dem Brand auf andere Werkstätten im Kreisgebiet verteilt worden. Nach dem Brand war es zunächst darum gegangen, die rund 300 Beschäftigten schnell wieder mit einem Arbeitsplatz zu versorgen. Die Stadt Dorsten stellt das ehemalige Schulgebäude mietfrei zur Verfügung. Zu tun blieb allerdings noch einiges, um aus ehemaligen Klassenräumen Arbeitsräume zu machen. Von Brandschutz über Verkabelung bis zu den Sicherheitsstandards galt es, viele Auflagen zu erfüllen. Die Sanitäranlagen mussten barrierefrei werden. Unterstützung kam nicht nur von der Stadt. Auch viele Bürger und Vereine hatten gespendet.
Die zerstörten Teile der Werkstatt an der Thüringer Straße sollen vollständig wiederaufgebaut werden. Die Gutachten sind erstellt und die Gespräche mit den Versicherungen sind fast erledigt. Und die ersten Vorbereitungsarbeiten für den Abriss der zerstörten Gebäudeteile laufen. Der Mietvertrag mit der Stadt läuft noch rund zwei Jahre.