152 Jahre lang im Lembecker Michaelisstift in der Krankenpflege tätig
Als Napoléon kirchliche Einrichtungen in Münster verbieten ließ, nannten sich die fünf Schwestern, die der Münstersche Kapitularvikar Clemens August Droste zu Vischering für den Krankendienst 1808 einteilte, „Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern“. Das Münstersche Clemenshospital wurde ab 1820 das Mutterhaus der Schwestern. Seither nannten sie sich Clemensschwestern, die ab 1840 auch außerhalb Münster zur Pflege und Betreuung von Patienten eingesetzt waren. Die bekannteste Clemensschwester ist bislang die 2001 selig gesprochene M. Euthymia (1914-1955).
Graf Merveldt stattete die Schwestern aus
Im Jahre 1842 kamen Clemensschwestern ans gräfliche Michaelisstift Lembeck, das nach dem Mutterhaus in Münster zum ersten „Tochterhaus“ wurde. Graf Merveldt, dem das Michaelisstift gehörte, richtete den Schwestern Zimmer sowie einen Garten ein und stattete jede mit 100 Talern jährlich aus. Die Schwestern übernahmen in den Herrlichkeitsdörfern die ambulante Krankenpflege, was dazu führte, dass schon 1843 eine stationäre Krankenabteilung mit drei Betten im Michaelisstift eingerichtet werden konnte. Etwas später wurden auch Altersschwache, Kinder und Versehrte, damals so genannte Krüppel, im Haus aufgenommen und versorgt. Eine notwendig gewordene Aufstockung des Hauses fand zwischen 1848 und 1852 statt. Im Krieg 1870/71 gegen Frankreich richtete die Militärverwaltung im Michaelisstift ein Lazarett ein. Die verwundeten Soldaten wurden von den Clemensschwestern versorgt. Auch im Ersten Weltkrieg war das Michaelisstift ein Lazarett. Rund 90 Soldaten hatten dort Platz. Die Clemensschwestern versorgten auch den Lembecker Kindergarten. Im Zweiten Weltkrieg waren die Clemensschwestern mit der Versorgung von Verwundeten und mit Sterbehilfe beschäftigt. 1945 wurde das Haus Hauptverbandsplatz für Schwerverwundete, die in den Gängen und auch in der Kapelle untergebracht waren.
Nach dem Krieg blieben neben der Versorgung im Krankenhaus des Michaelisstifts die Clemensschwester in der ambulanten Krankenpflege in Lembeck, Erle, Rhade und Wulfen tätig. Bis 1977 war im Michaelisstift auch ein Waisenhaus für Mädchen („Kapellenmädchen“) und bis 1995 ein Altenheim untergebracht. 1988 beendeten die Clemensschwestern ihre Tätigkeit in Lembecker Michaelisstift. Die Pflege der alten Menschen übernahmen zivile Angestellte. Die wenigen verbliebenen Schwestern konnten weiterhin im Schwesternhaus wohnen; sie versorgten die Kapelle. 1994 kam das Aus für die letzten fünf verbliebenen Clemensschwestern im Michaelisstift. Heute bewohnen Karmeliterinnen das Michaelisstift in Lembeck.
Quelle:
Nach Manfred Steiger „Über 150-jähriges Wirken der Clemensschwestern in Lembeck“ in HK 2011.