Im Frühmittelalter stand dort ein festes Haus auf einem Erdhügel
Der Barloer Busch an der Marler Straße (B 225) gelegen, auch „Stadtwald Dorsten” genannt, ist ein für die Region typisches Waldstück und bietet heute Gelegenheit zum Joggen und zum Waldspaziergang. Klaus-Dieter Krause von der „Dorstener Zeitung“ nannte dieses zu Fuß zu erreichende Wäldchen in Anlehnung an das so genannte „Pantoffelkino“ in der Ausgabe vom 18. Juli 2009 „Pantoffelgrün“.
Dieses „Pantoffelgrün“ ist 85 Hektar groß und der größte Teil des Dorstener Stadtwaldes, der sich mit 4600 Hektar über alle Stadtteile verteilt. Zum Vergleich: In Dorsten mit einer Gesamtfläche von 17.100 Hektar sind 80 Prozent der Gesamtfläche Wald- und Ackerflächen. Im Barloer Busch gibt es 30 Baumarten, darunter Laub- und Nadelbäume. Manche sind bis zu 300 Jahre alt. Die meisten allerdings um die 60 Jahre. Mit 35 Metern sind Buchen die höchsten Bäume. 33 Prozent der Roteichen sind von der Krankheit Schleimfluss betroffen. Durch den Barloer Busch schlängeln sich fünf Kilometer Wanderwege; davon sind 2,3 Kilomter als Waldlehrpfad ausgezeichnet. Ein 50 Meter breites Tal um den Schlattbach herum ist komplett naturbelassen und wird seit 25 Jahren weder bewirtschaftet noch betreten. Ansonsten durchzieht ein dichtes Netz von Wassergräben („Klein-Amsterdam“) den Forst, was wegen Grundwasser-Beeinträchtigungen durch den Bergbau notwendig wurde. Der Name des Forsts ist abgeleitet von den Herren von Barlo, die in frühmittelalterlicher Zeit dort ein festes Haus hatten, eine Erdhügelburg (Barloh = offenliegender Wald). Bis in die 1960er-Jahre hinein fanden im Barloer Busch die Stadtjagden statt. Seit Sommer 2002 erinnert eine Gedenktafel an den Jäger Freiherr Ferdinand von Raesfeld, 1855 in Dorsten geboren, der auch ein Standardwerk über Hege und Pflege des Wildes schrieb. 1907 ermordete in dem Waldstück der Dorstener Arbeiter Anton Muckel die 13-jährige Schülerin Wilhelmine Bleckmann und wurde dafür im Zuchthaus Essen hingerichtet.
Dem Barloer Busch droht die Versumpfung durch Folgen des Bergbaus
Der Barloer Busch sei der gefährdeteste Teil des Dorstener Stadtwaldes, zitiert die „Dorstener Zeitung“ den Revierförster Bernhard von Blankenburg. Entwässerungsarbeiten sind notwendig, damit der Wald nicht versumpft. Denn durch eine bergbaubedingte Absackung des Bodens um zehn Meter liegt der Grundwasserspiegel über dem Bodenniveau. Dadurch bilden sich Sümpfe. Der Bergbau kommt für die Entwässerungs- und Sanierungsarbeiten finanziell auf, wenn Gutachter festellen, dass notwendige Maßnahmen auf Verursachung des Bergbaus zurückgehen. Ende März 2017 waren in Dorsten Wilderer unterwegs. Im Barloer Busch wurde ein geköpftes Reh gefunden. Jäger gingen davon aus, dass der Kopf als Trophäe mitgenommen wurde. Für den entscheidenden Hinweis auf den oder die Täter wurde eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt – bislang ohne Ergebnis. Inzwischen wurden weitere Reh-Tötungen durch Wilderer getätigt.
Der neugestaltete Waldlehrpfad wurde nach fünf Jahren eröffnet
Der neue 2,3 Kilometer lange „Waldlehrpfad Barloer Busch“ wurde 2023 fertiggestellt und der Öffentlichkeit übergeben. Von der Idee bis zur Fertigstellung wurden fünf Jahre Arbeit investiert. Bernhard von Blanckenburg, der frühere Stadtförster, und Georg Tenger, Leiter der Biologischen Station, hatten im November 2023 zur offiziellen Eröffnung eingeladen, zu der dann 22 Beteiligte gekommen waren. Bürgermeister Tobias Stockhoff lobte sie für ihre Arbeit. für gute Arbeit. Sieben große Ständer und 30 Stelen sowie ebenso viele Tafeln und Schilder informieren über Gewächse dieses Waldlehrpfades, über Klimawandel, Baumarten, Forstbetriebe und den „Steinernen Tisch“.
Endlich Informationstafel „Der Steinerne Tisch“ 2024 eingeweiht
Unter Mitwirkung der Nachbarn haben die am Projekt mitwirkenden Feldmärker zur Umsetzung des seit September 2021 laufenden Projekts vieles in Bewegung setzen müssen, um die Tafel inhaltlich auszugestalten und letztlich am jetzigen Standort der Öffentlichkeit übergeben zu können. Etliche, die den Steinernen Tisch von der Jagd, aus ihrer Jugendzeit oder einfach von Wanderungen oder Klassenausflügen her kennen, können nun mehr zum historischen Standort erfahren. Wilhelm Schürholz, Sohn des ersten Jagdpächters (nach dem zweiten Weltkrieg), Dr. Josef Ulfkotte vom Verein für Orts- und Heimatkunde, Herbert Rentmeister, pensionierter Grundschuldirektor und Elisabeth und Dieter Dreckmann hatten so manch erheiterndes zum Steinernen Tisch zu berichten. Schmunzelnde Gesichter gab es, insbesondere auf die Frage, wie viele Ehen an diesem Standort wohl die Grundlage gelegt wurde. Diese Tafel sollte nicht die letzte sein, die den Waldlehrpfad um wissenswerte, weitere Informationen zu verschiedensten Themen bereichert, regte Wildmeister und Jagdinhaber Hermann Wolff die illustre Runde der Anwesenden zum Handeln an.
Siehe auch: Mordfall Bleckmann